Südsudan
Große Hoffnungen beim Papstbesuch im Südsudan
Papst Franziskus sprach von einer „Pilgerreise für Friedens“. Er kam zu einer Zeit, in der die Bevölkerung der jüngsten Nation der Welt echte Zeichen des Wandels sehen will. Sie ist bloße Versprechen der Regierung leid. Viele deuteten die Anwesenheit des Kirchenoberhaupts als solch ein Zeichen. Das Land plagen endlose Unruhen; die Wirtschaft ist in katastrophalem Zustand. Einige hofften, der Pontifex könne vermitteln, denn ein Handschlag zwischen Regierung und Opposition bleibt dringend nötig.
Am Schluss feierte der Papst eine Messe am John-Garang-Mausoleum. Dort ist der Revolutionsführer, der die sudanesische Volksbefreiungsbewegung gründete, begraben. In Anwesenheit der Spitzenpolitiker verurteilte Franziskus die permanente Gewalt zwischen Regierungstruppen und Rebellen. Laut UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) wurden rund 2,4 Millionen Menschen vertrieben. Franziskus rief zum Frieden auf.
Gleichzeitig forderte er alle auf, die Hoffnung im Friedensprozess nicht aufzugeben. In der Tat zeigte sich Juba während des Papstbesuchs einig. Die Menschen sangen und trugen religiöse Fahnen ebenso wie Südsudans Flagge. Offen ist, wie lange das hält.
Aus Angst vor Gewalt scheuen sich viele davor, ihre Meinung öffentlich zu äußern. Eine Person, die nicht namentlich genannt werden will, sagte, der Papstbesuch solle den Machthabern die Augen öffnen und sie Sicherheitsprobleme angehen lassen. Andererseits reiche der kurze Besuch nicht, um den Durst nach Frieden und Wohlstand zu stillen.
Eine andere Quelle würdigte die von Franziskus an den Tag gelegte Demut und seinen Appell an die Menschen, einander zu dienen. Dass er sich sowohl an die Regierung als auch an die Opposition wandte, schaffe Optimismus in dem von Gewalt und Korruption gezeichneten Land.
Papst bringt globale Aufmerksamkeit mit sich
Die Menschen begrüßten auch, dass der Besuch des Papstes weltweite Aufmerksamkeit erregte. Sie fühlen sich weitgehend von der internationalen Gemeinschaft vernachlässigt, die ziemlich wenig Interesse an ihrem andauernden Leid zeigt. Franziskus ist das erste Staatsoberhaupt seit langer Zeit, das sich persönlich für den Südsudan einsetzt – und das beeindruckt Menschen aller Glaubensrichtungen.
Wesentliche Reformen zur Wiederherstellung des Friedens wurden bisher nicht umgesetzt. Was getan werden muss, steht im bereits 2018 verfassten „Revitalisierten Abkommen zur Konfliktlösung im Südsudan“ (R-ARCSS). Viele hoffen, dass Franziskus hier einen neuen Impuls zur Implementierung gegeben hat, nicht zuletzt, weil sowohl in der Regierung als auch in der Opposition viele hochrangige Personen katholisch sind.
Gleichzeitig haben einige Zweifel, dass die kurze Anwesenheit des Pontifex im Land langfristig etwas bewirken wird. Dabei ist unübersehbar, wie dringend der Südsudan neue Möglichkeiten für Investitionen, Bildungsreformen und Fortschritte in vielen anderen Bereichen braucht.
In dieser Hinsicht besteht kein großer Unterschied zwischen der Reise des Papstes in die Demokratische Republik Kongo (DR Kongo) und den Südsudan. Beide Länder sind reich an Bodenschätzen und gezeichnet von scheinbar endlosen Konflikten und Bürgerkriegen. Nach wie vor kommt es immer wieder zu Gewaltausbrüchen.
In der DR Kongo wirkte sich diese Gewalt sogar auf das Programm des Papstes aus. Er sollte die Region Kivu im unruhigen Osten besuchen. Wegen des anhaltenden Konflikts mit bewaffneten Milizen in der Region musste er jedoch in Kinshasa landen. Unterdessen starben in Kajo-Keji im Westen des Südsudan mindestens 20 Menschen, und 300 wurden bei einem brutalen Überfall von Viehdieben vertrieben, einen Tag bevor der Papst in Juba landen sollte.
Glaubensrepräsentant*innen bleiben in der Regel in Krisengebieten präsent, selbst wenn die meisten anderen Institutionen bereits verschwunden sind. Sie prangern schlechte Regierungsführung und Gewalt kontinuierlich an. Der christliche Glaube ist sowohl in der DR Kongo als auch im Südsudan tief verwurzelt, und die katholischen Priester dienen den lokalen Gemeinschaften, die inmitten der Konflikte leben müssen. Zweifellos ermutigt sie der Besuch ihres obersten Hirten in ihrem Land.
Alba Nakuwa ist freie Journalistin aus dem Südsudan. Sie lebt in Nairobi.
albanakwa@gmail.com