Gesundheitslogistik
STEP geht in die richtige Richtung
In afrikanischen Ländern sind Versorgungsketten oft ineffizient oder nicht gut organisiert. Besonders schwierig ist es, die Lieferketten für Impfstoffe zu handhaben, denn die meisten dieser Stoffe sind temperaturempfindlich und müssen von der Herstellung bis zur Verwendung gekühlt werden. Bei zu hohen Temperaturen werden sie unbrauchbar. Dies kann dazu führen, dass Krankenhäuser nicht genug Impfstoffe haben und Kinder nicht gegen lebensbedrohliche Krankheiten wie etwa Lungenentzündung, Meningitis und Durchfall geimpft werden.
Die sechs EAC-Mitgliedstaaten Burundi, Kenia, Ruanda, Tansania, Uganda und – seit 2016 – Südsudan haben die gemeinsame Vision einer „gesunden und produktiven“ Bevölkerung. Damit sie Wirklichkeit wird, muss das Gesundheitswesen gestärkt werden und zuverlässig funktionieren. Professionelles Management ist eine wichtige Grundlage hierfür – und kann auch die sichere und reibungslose Versorgung mit medizinischen Produkten gewährleisten.
Dass die Verfügbarkeit von Impfstoffen, anderen Arzneimitteln und sonstigen medizinischen Gütern zunimmt, ist eine gute Nachricht. Leider stoßen aber die Versorgungsketten nicht nur in Ländern mit niedrigen Einkommen schnell an ihre Grenzen. Fortschritte in Technik, Kommunikation und Infrastruktur können zur Modernisierung der Lieferketten beitragen; nötig sind aber auch Manager mit den entsprechenden Fähigkeiten und Kenntnissen. Um das Gesundheitswesen zu stärken, müssen Mitarbeiter entsprechend geschult werden.
Innovatives Trainingsprogramm
Ein Ausbildungskurs am neuen Exzellenzzentrum der EAC in Kigali soll das leisten. Der Kurs heißt STEP (Strategic Training Executive Programme) und verbindet Theorie mit Praxis. STEP hilft den Teilnehmern, ihre Fähigkeit zur Problemlösung und zur Bildung von Teams zu steigern. Vermittelt werden systematisch die Kompetenzen, auf die es beim Management von Lieferketten ankommt.
STEP-Teilnehmer haben Mentoren aus der Privatwirtschaft. Wichtig ist, dass sie neue Kenntnisse in der Praxis nutzen und dass sie Netzwerke bilden, um Wissen auszutauschen. STEP bietet also nicht nur theoretischen Unterricht, sondern sorgt auch dafür, dass die Kursteilnehmer monatelang Erfahrung in der Praxis sammeln.
Mitarbeiter der Impfallianz Gavi haben STEP-Absolventen im Rahmen einer Evaluierung befragt. Eine Teilnehmerin des ersten STEP-Kurses war Lucy Kanja. Sie leitet ein Impfstofflager in Dagoretti, einem Bezirk der kenianischen Hauptstadt Nairobi. Sie sagt, das Programm habe ihren beruflichen Bedürfnissen entsprochen. Besonders gefiel ihr der Ansatz, Managementmethoden der kommerziellen Logistikbranche auf die Impfstofflieferketten anzuwenden. „In Dagoretti haben wir eine hohe Fluktuation bei den Mitarbeitern, und ich habe mich immer gefragt, wie wir den Betrieb am Laufen halten können“, sagt sie. STEP habe ihr gezeigt, wie sie Teams aufbauen sowie talentierte Mitarbeiter gewinnen und halten kann. „Heute betreue ich als Mentorin drei Mitarbeiter. Ich bringe ihnen bei, was sie für die effektive Verteilung von Impfstoffen brauchen.“
Joshua Obel ist leitender Mitarbeiter der Kenya Medical Supplies Authority (KEMSA). Er hält STEP für einen „Schritt in die richtige Richtung“. Er habe schon an vielen Weiterbildungskursen teilgenommen, sagt er, aber „dieser war der erste, den ich wirklich in die Praxis umsetzen kann“.
Bis Ende 2016 werden 60 Mitarbeiter aus allen Abschnitten der Lieferketten in verschiedenen ost- und westafrikanischen Ländern STEP abgeschlossen haben. Bis 2020 soll die Zahl auf bis zu 600 Fachleute steigen, die zur Gesundheitsversorgung in ihren Ländern beitragen.
Exzellenzzentrum
Zuständig für STEP ist das Regional Centre of Excellence for Vaccines, Immunisation and Health Supply Chain Management, wie das im Oktober 2015 von der EAC eingerichtete Exzellenzzentrum heißt. Es ist an der Universität von Kigali angesiedelt und wird von Universitäten der gesamten Region unterstützt. Es geht darum, Expertise zu fördern und eine neue Generation qualifizierter Manager auszubilden. Letztlich ist es das Ziel, alle Menschen mit grundlegenden und potenziell lebensrettenden Produkten zu versorgen – unabhängig davon, wo sie leben.
Das Exzellenzzentrum beruht auf der Zusammenarbeit der EAC mit vielen Partnern aus dem privaten und dem öffentlichen Sektor. Dazu zählen das UN-Kinderhilfswerk (UNICEF), der UN-Bevölkerungsfonds (UNFPA), die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die deutsche KfW Entwicklungsbank sowie die Bill & Melinda Gates Foundation. Zu den privaten Partnern zählen der Logistikkonzern United Parcel Service (UPS) und der Internationale Verband der Pharma-Großhändler (IFPW – International Federation of Pharmaceutical Wholesalers).
UPS stellt logistisches Fachwissen zur Verfügung und unterstützt das Exzellenzzentrum durch Einblicke in die Arbeitsweise seiner eigenen Manager. Die IFPW, die mehr als 40 Unternehmen vertritt, finanziert Stipendien für vielversprechende Kursteilnehmer. Zudem stellt auch sie Fachwissen bereit und unterstützt das Mentorenprogramm.
Gavi hat die Gründung des Exzellenzzentrums mit vorangetrieben und zum Ausbildungskonzept beigetragen. Dabei haben sich die Erfahrungen mit dem LOGIVAC-Zentrum in Benin, das ähnliche Ziele in Westafrika verfolgt, als hilfreich erwiesen. Gavis Mission ist es, die ärmsten Ländern der Welt dabei zu unterstützen, die Impfraten zu steigern.
Alan Brooks arbeitet für die Impfallianz Gavi als Direktor der Abteilung Stärkung von Gesundheits- und Impfsystemen.
abrooks@gavi.org