Entwicklung und
Zusammenarbeit

Wirtschaftskrise

Pakistans ökonomische Krise ist strukturell bedingt

Pakistans Wirtschaftskrise hat strukturelle Ursachen. Die schwierige politische Lage verschärft die Probleme.

Zu Pakistans wirtschaftlicher Schwäche tragen der riesige informelle Sektor bei, die Abhängigkeit von einer dysfunktionalen Landwirtschaft und die schwache Infrastruktur. In Schulbildung, Aus- und Fortbildung oder Forschung wurde nie viel investiert – weder öffentlich noch privat. Kapital ist in unproduktivem Vermögen gebunden wie der Spekulation mit Grundbesitz. Das Ressourcen verschlingende Militär, eine Elite von Großgrundbesitzern und der korrupte Beamtenapparat sind ein Erbe der Kolonialzeit. Auch der radikale Islamismus wirkt disruptiv.

Staatsschulden sind eine riesige Belastung. Die fragile Mehrparteienregierung muss mit einem engen Etat auskommen und benötigte in diesem Jahr bereits einen Notkredit in Höhe von 1,2 Milliarden Dollar vom Internationalen Währungsfonds (IWF).

Externe Faktoren verstärken die inländischen Probleme. Relevant sind Preisschwankungen von Energie und Lebensmitteln auf dem Weltmarkt sowie der starke Dollar. Im September lag die Inflation knapp über 23 Prozent, nachdem sie in der Mitte des Jahres den höchsten Stand seit 49 Jahren erreicht hatte.

Die beispiellose Zerstörung durch die Flutkatastrophe verschlimmert die Lage kurz- und langfristig. Ernten wurden zerstört, Nutztiere dezimiert. Vielerorts fiel zudem auch die neue Saat aus (siehe Imran Mukhtar auf www.dandc.de). Die Lebensmittelpreise werden weiter steigen.

Mit Blick auf die Flutschäden forderte Premierminister Shehbaz Sharif von internationalen Geberinstitutionen im Oktober zusätzliche Kredite. Er deutete an, dass die politische Stabilität des Landes auf dem Spiel steht. Tatsächlich profitieren Populisten wie der im November bei einem Attentat verletzte Imran Khan von der weit verbreiteten Unzufriedenheit (siehe Marva Khan auf www.dandc.eu).

Sharifs Appell war unkonventionell, denn Pakistans Staatsschulden sind bereits immens hoch. Dennoch sollte die internationale Gemeinschaft ihr Möglichstes tun, um das Land und die verletzlichsten Teile seiner Bevölkerung zu unterstützen, insbesondere die weibliche Bevölkerung.


Sundus Saleemi ist Wissenschaftlerin am ­Zentrum für Entwicklungs­forschung (ZEF) der Universität Bonn.
sundus.saleemi@gmail.com

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