Covid-19

Malawi lehnt abgelaufenen Impfstoff ab

Malawis Gesundheitsweisen fehlt es an Medikamenten, medizinischen Geräten und Personal. Angebotene Covid-19-Impfstoffe waren daher hochwillkommen: Ende März erhielt Malawi mehr als 102 000 Dosen AstraZeneca-Impfstoff, die aus dem Serum Institute of India (SII) stammten.
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Der Impfstoff war Teil einer größeren Menge, die die Afrikanische Union (AU) von Südafrika gekauft hatte, weil dort die Impfung mit AstraZeneca aufgrund von Zweifeln an der Wirksamkeit gegen eine neue Variante ausgesetzt worden war. Allerdings war der Impfstoff nur noch bis zum 13. April, also wenige Wochen, haltbar.

Malawi verimpfte in dem verbliebenen Zeitfenster so viele Dosen, wie es konnte, und plante die restlichen zu vernichten. Die Regierung äußerte Zweifel an der Wirksamkeit abgelaufener Impfstoffe; sie trotzdem zu verwenden könne außerdem das Vertrauen der Menschen in die Impfkampagne beeinträchtigen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) riet Malawi dazu, die abgelaufenen Impfstoffe aufzubewahren, falls sie letztlich doch verwendet werden könnten. Die WHO-Afrika-Direktorin Matshidiso Moeti rief laut einem BBC-Bericht generell dazu auf, die Impfstoffe zu lagern, bis feststehe, ob sie auch über das Haltbarkeitsdatum hinaus verwendet werden können. Untersuchungen dazu liefen.

Die AU-Institution Africa Centres for Disease Control and Prevention (CDC) schloss sich der WHO an. Afrika-Direktor John Nkengasong sagte auf einer Pressekonferenz am 22. April, dass die Impfstoffe nach Herstellerangaben sogar noch neun Monate nach Ablauf des Haltbarkeitsdatums verwendet werden könnten.

Malawi war anderer Meinung und vernichtete die abgelaufen Dosen. Präsident Lazarus Chakwera sagte Mitte Mai: „Ich habe es kategorisch abgelehnt, unsere Bürger mit abgelaufenem Impfstoff impfen zu lassen. Wenn er für die nördliche Hemisphäre nicht gut genug ist, ist er auch für die südliche Hemisphäre nicht gut genug.“

Gesundheitsminister Charles Mwansambo führte aus: „Jedes Fläschchen hat ein eindeutiges Haltbarkeitsdatum. Keinem Arzt würde verziehen, wenn etwas passieren würde, nachdem er wissentlich eine abgelaufene Dosis verwendet hätte.“

Auch der Leiter des Malawi Health Equity Network (MHEN), George Jobe, teilte diese Ansicht: „Die WHO und die Afrikanische Union müssen verstehen, dass Malawi seine Menschen vor Gesundheitsgefahren schützen muss.“ Abgelaufene Impfstoffe zu verwenden sei keine Option, selbst wenn Malawi die Impfstoffe komplett ausgehen.

Der Südsudan kündigte mit einer ähnlichen Argumentation ebenfalls an, bis zu 59 000 abgelaufene Covid-19-Impfstoffe zu vernichten.

Vor dem Hintergrund des Widerstands änderte die WHO ihre Position Mitte Mai und riet nun dazu, abgelaufene Dosen zu vernichten. Sie nannte explizit auch den AstraZeneca-Impftstoff Covishield.

Unterdessen leidet Malawi weiterhin unter Engpässen von Arzneimitteln aller Art und schaut sich nach neuen Impfstofflieferungen um. Die Situation im Land ist furchtbar, denn mehr als die Hälfte der 18,6 Millionen Einwohner sind arm und mehr als ein Fünftel sogar extrem arm. Das erschwert die Eindämmung von Infektionen zusätzlich.


Raphael Mweninguwe ist freier Journalist in Malawi
raphael.mweninguwe@hotmail.com