März- und Juli-/August-Ausgabe
Leserbriefe
Unkraut und genetische Manipulation
E+Z/D+Z 2012/03, S. 112 f., Joachim von Braun (im Interview über Agrarentwicklung): „Viel versprechende Entwicklungen“
Mich beeindruckt Ihr ruhiger Ton – insbesondere in Bezug auf GM crops. Ich arbeite seit 44 Jahren als Missionar und Bauernhelfer in Tansania und verfolge die Entwicklungsdiskussion so nah, wie ich in einem afrikanischen Dorf kann.
Was mich überrascht, ist, dass nirgends auf das eingegangen wird, was doch wohl das Hauptproblem afrikanischer Bauern ist: die kleinen Felder. Dabei stünde in der Mehrzahl der Staaten genug Boden zur Verfügung. In meiner Wahlheimat werden nur circa zehn Prozent des potenziellen Agrarlandes genutzt, in Sambia sind es sogar nur rund vier Prozent. Der Grund: Unkraut. Afrikas Bauern können keine größeren Höfe ewirtschaften, weil sie mit dem Unkraut nicht fertig werden. Eine Familie schafft eben nicht mehr als einen Hektar.
Der Vorteil der bisher eingesetzten GM crops, insbesondere Sojabohnen und Mais, ist, dass man nicht mehr jäten muss. Alle Bauern, die ich hier frage, wie viel Mais, Soja oder Baumwolle sie anbauen könnten, wenn Unkraut kein Problem wäre, sagen, sie würden dann etwa vier Hektar kultivieren. Dass Afrikas Regierungen, von europäischen NGOs aufgehetzt, ihren Bauern lebensrettende, armutsüberwindende Optionen verbieten, ist skandalös.
Pater Athanas Meixner, Soni, Lushoto District, Tansania