Leserbrief
Reine PR
für Märkte und Menschen,
E+Z/D+C, 12/2007, S. 456ff
Einen recht ungewöhnlichen Beitrag habe ich in der Dezember-Ausgabe von E+Z/D+C gelesen – ungewöhnlich, weil es reine Konzern-PR ist. Solche Texte zu lesen ist interessant, und ich tue dies seit vielen Jahren aus beruflichen Gründen, weil ich wissen möchte, wie sich Unternehmen darstellen.
Die Frage ist aber, wer überprüft denn die Lobpreisungen von Metro durch die Metro-Angestellte Marion Sollbach? Sie wird sehr ordentlich – nehme ich an – vom Konzern dafür bezahlt, ihn so oft und so gut wie möglich als Retter der Welt darzustellen. Nein, ich unterstelle ihr nichts Böses, was sie schreibt, mag ja stimmen. Oder eben auch nicht. Oder vielleicht nur halb. So oder so ähnlich verkünden jedenfalls auch andere Konzerne ihr Engagement für die Armen der Welt, die Natur oder die Menschheit von morgen.
Das klingt nicht anders bei Bayer Crop Science, Monsanto, Chiquita, Starbucks, BP oder Shell – was die allein Gutes getan haben in Nigeria! Man möchte in Tränen ausbrechen. Ich arbeite seit über 25 Jahren auf dem Gebiet der Nord-Süd-Themen, ich war in Asien und Afrika tätig. Die Wahrheit ist leider gelegentlich ein klein wenig anders, als Unternehmensspitzen mit ihrer glatten Rhetorik von eco-responsibility, corporate social responsibility und so weiter glauben machen wollen. Wem es darum geht, was wirklich los ist, muss sich anderweitig informieren – etwa in Zeitschriften wie „Le Monde Diplomatique“, „New Internationalist“ oder auf den Hompepages der großen regierungsunabhängigen Organisationen.
Wolfram Frommlet, Ravensburg