Dürren

Die politische Dimension von Hungersnöten

Ein neues Buch untersucht, was Menschen gegenüber Dürren verwundbar und was sie widerstandsfähig macht. Es zeigt, dass Hungersnöte durch gute Regierungsführung verhindert werden können. Um Dürren gut bewältigen zu können, müssen Risiken gründlich eingeschätzt werden.
Kenianische Frauen schöpfen Wasser aus einem trockenen Flussbett in der Region Machakos: Die Auswirkungen der Dürre sind geschlechtsspezifisch. fm Kenianische Frauen schöpfen Wasser aus einem trockenen Flussbett in der Region Machakos: Die Auswirkungen der Dürre sind geschlechtsspezifisch.

Die globale Erwärmung wird zunehmend für dürrebedingte Hungersnöte verantwortlich gemacht. Tatsächlich haben die vergangenen Jahrzehnte gezeigt, dass Trockenperioden immer öfter auftreten und schwerwiegende Auswirkungen auf die Landwirtschaft haben.

Jedoch können nicht alle Probleme auf die Klimakrise zurückgeführt werden, sagt Michael Brüntrup vom Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE): „Das Problem von Dürren gibt es länger als den Klimawandel.“ Die Ursachen für Hungersnöte müssen besser verstanden werden. Er findet es beunruhigend, dass Hungersnöte immer häufiger auftreten – obwohl die Weltmärkte und internationale Lebensmittelversorgungsketten eigentlich dazu geführt haben sollten, dass Menschen heutzutage weniger von lokalen Erträgen abhängig sind als früher.

Ein neues Buch, das Brüntrup mitverfasst hat, untersucht die Herausforderungen dürrebedingter Hungersnöte. Das Buch enthält Fallstudien aus Entwicklungsländern, erläutert, was Menschen besonders anfällig für Dürren macht, und zeigt Handlungsoptionen auf. Eine Botschaft ist, dass in vielen Ländern die politischen Dimensionen von Dürren und die daraus resultierende Not nicht richtig erkannt werden, obwohl eine umfassende und kohärente Dürrebewältigung eine Hungersnot verhindern kann.

Die Studie wurde auf einer Veranstaltung des DIE und des Sekretariats des Übereinkommens der UN zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD) im Januar in Bonn vorgestellt. Daniel Tsegai vom UNCCD ist Mitherausgeber und besteht darauf, dass Risiken und Verwundbarkeiten systematisch bewertet werden müssen, lange bevor eine Dürre eintritt. Er plädiert für vorausschauendes Planen, damit Länder sich vorab auf das Schlimmste vorbereiten können. Viele Länder behaupten, sie würden über Programme zur Dürrebewältigung verfügen, doch oft handele es sich dabei nur um Notfallpläne, meint Tsegai. Mangelnde Finanzierung mag manchmal das Problem sein, doch oftmals sind strukturelle Defizite entscheidender. Es sei wichtig, sich langfristig auf Dürren vorzubereiten.

Einige Kapitel des Buches befassen sich mit dem Potenzial von satellitengestützten Frühwarnsystemen. Dieser Ansatz ist vor allem in Konfliktgebieten relevant, wo Umweltdaten nicht systematisch direkt vor Ort gesammelt werden können, wie Tsegai betont. Allzu oft bleibt die Informationsfülle aus Satellitendaten jedoch nutzlos, weil sie nicht für Strategien zur Verhinderung von Hungersnöten genutzt werden.

Mechanismen zum Aufbau von Resilienz seien dringend erforderlich, betont Brüntrup. Er schlägt innovative Dürreversicherungssysteme vor. Darüber hinaus würden stabilere und diversifiziertere Einkommen die Abhängigkeit von lokalen landwirtschaftlichen Erträgen verringern. Dies sei besonders wichtig für Frauen, die in Dürrezeiten am verwundbarsten sind. Gut konzipiertes Dürremanagement müsse daher geschlechtsspezifisch sein und kontinuierlich verbessert werden. Andernfalls würden Dürren weiterhin die Lebensgrundlagen bedrohen, das Vertrauen der Menschen in die Institutionen untergraben und die kollektiven Chancen auf eine nachhaltige Entwicklung verringern.

Gute Regierungsführung ist der Kern sorgfältiger Dürrebewältigung und Anpassungsstrategien, stimmt Maryke van Staden vom globalen Netzwerk ICLEI – Local Governments for Sustainability zu. Alle Regierungsbeamten müssten Verantwortung übernehmen, meint sie.

Bei der Buchpräsentation wurde auch der Film „The end of famine“ gezeigt. Er dokumentiert die verschiedenen Dimensionen der Dürrebewältigung in Ostafrika. Der Film unter der Regie von Patrick Augenstein zeigt, dass Bauern gut beraten sind, wenn sie zum Beispiel die von ihnen angebauten Getreidesorten diversifizieren. Augensteins Film weist darauf hin, dass es in einem Land mit einer gut funktionierenden Demokratie noch nie eine Hungersnot gegeben hat – was beweise, dass Überbevölkerung keine Ursache für Hungersnöte ist.


Buch
Mapedza, E., Tsegai, D., Brüntrup, M., McLeman, R. (Hg.), 2019: Drought challenges – Policy options for developing countries. Amsterdam: Elsevier Science.

Film
Augenstein, P. (Regie): The end of famine.
Https://www.youtube.com/watch?v=vgP9W9amAM8