Kommentar
Kluge Finanzwirtschaft
Von Nena Stoiljkovic
Die DFCU-Bank in Uganda ist ein gutes Beispiel dafür, dass Unternehmerinnen zur Zielgruppe eines Finanzinstituts gehören sollten. Diese Bank bemerkte eines Tages, dass Frauen zwar 40 Prozent der Kleinunternehmer ausmachten, aber nur zehn Prozent der Kredite bekamen. Seit 2007 hat die DFCU deshalb fast 20 Millionen Dollar an Inhaberinnen von Firmen verliehen. Derartige Finanzierungen kurbeln Ugandas Wirtschaftswachstum an.
Leider ist dieser Ansatz untypisch für die meisten Entwicklungsländer. Besonders südlich der Sahara lehnen Banken Kreditanträge von Unternehmerinnen meist ab. In Lateinamerika und anderen ärmeren Gegenden der Welt unterscheiden sich Finanzdienstleistungen für Männer aber ebenfalls stark von denen für Frauen. Unternehmensführerinnen erhalten, wenn überhaupt, geringere Darlehen als ihre männlichen Kollegen.
Schätzungen zufolge fehlen Firmengründerinnen jährlich etwa zwischen 260 Milliarden und 320 Milliarden Dollar. Eine wichtige Zielgruppe ist davon besonders betroffen: Während Kleinstunternehmerinnen von Mikrofinanzinstituten bedient werden, erhalten Managerinnen großer Firmen Kredite von traditionellen Banken. Für die Inhaberinnen mittelständischer Unternehmen dagegen ist es sehr schwierig, an Geld zu kommen.
Von Frauen geleitete kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) stellen ein großes, weitgehend unerschlossenes Geschäftsfeld für die Finanzwirtschaft dar. 35 Prozent aller KMUs in Entwicklungsländern gehören Unternehmerinnen. Frauen machen zudem 40 Prozent der Arbeitnehmerschaft weltweit aus. Sie dürften im Jahr 2014 insgesamt 28 Milliarden Dollar für Verbrauchsgüter aufwenden. Weil sie ihr Einkommen in Gesundheit, Bildung und Familie investieren, ist der Beitrag, den Frauen zum gesellschaftlichen Wohlergehen leisten, in der Regel größer als der von Männern.
Die Weltbank berichtet, dass Frauen trotz dieser Faktoren in 102 von 141 untersuchten Volkswirtschaften schlechter als Männer behandelt werden. Wegen solcher Benachteiligungen arbeiten viele im informellen, weniger produktiven Sektor. So sinken ihre ökonomischen Chancen – und zugleich das Wachstumspotential ganzer Nationen.
Wenn Frauen Firmen gründen wollen, stoßen sie denn auch oft auf geschlechtsspezifische Hindernisse, wobei es nicht nur um ihren im Vergleich zu Männern eingeschränkten Zugang zu Finanzdienstleistungen geht. Vielfach verbieten es Gesetze Frauen, Land zu erwerben. In vielen Staaten benötigen sie beispielsweise für jedes ihrer Geschäfte die Unterschrift des Ehemannes. Auch andere Rechtsbestimmungen benachteiligen sie und behindern damit die gesamte Volkswirtschaft. Es ist kein Zufall, dass ökonomischer Erfolg oft mit Chancengleichheit einhergeht.
Drei fundamentale, miteinander verknüpfte Tatsachen belasten die wirtschaftlichen Chancen von Frauen:
– Rechtliche Benachteiligungen schränken ihre ökonomischen Möglichkeiten ein.
– Gesellschaftliche Hindernisse bestehen auch da fort, wo Gesetzesreformen die rechtlichen Defizite beheben.
– In wichtigen Institutionen und Netzwerken wie Handelskammern sind Frauen unterrepräsentiert.
Auf all diesen Feldern besteht Handlungsbedarf.
Doch es gibt auch Fortschritte. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden für Unternehmerinnen langsam aber sicher besser. In der Demokratischen Republik Kongo zum Beispiel dürfen Frauen ihre Firmen heute offiziell anmelden. In Indonesien erkennen Banken heute mehr Dinge als Sicherheiten an, so dass mehr Frauen Darlehen aufnehmen können. Solche kleinen Errungenschaften machen viel aus.
Größere Erfolge würden aber verbucht werden, wenn mehr Banken sich an der proaktiven DFCU-Bank in Uganda ein Beispiel nehmen würden. Die International Finance Corporation (IFC), der Zweig der Weltbank, der den Privatsektor fördert, unterstützt die DFCU-Bank bei ihrem gender-spezifischen Programm – und ist gern bereit, ähnliche Kooperationen auch mit anderen Finanzinstituten einzugehen.