Deutsche ODA
Leuchtturmprojekte
Klimaschutz
Auf dem Klimagipfel von Paris 2015 erklärte sich Indien bereit, bis 2030 klimafreundlicher zu werden, ohne sich allerdings absolute Emissionsziele zu setzen. So soll sich die CO2-Intensität der Volkswirtschaft um bis zu 35 Prozent verbessern. Dies ist zunächst wenig mehr als die Fortschreibung der technologischen Entwicklung der letzten zwei Jahrzehnte. Und doch ist es ein Novum, denn Indien verpflichtet sich erstmals international auf Klimaschutz.
Anspruchsvoll sind zumindest einige der nationalen Ziele: Bis 2030 sollen nichtfossile Energiequellen 40 Prozent der Stromerzeugungskapazität ausmachen – zurzeit sind es rund 14 Prozent. Die Produktion erneuerbarer Energien soll bereits bis 2022 auf 175 Gigawatt (GW) steigen (derzeit rund 30 GW), Solarenergie hätte daran den größten Anteil (heute acht GW, 2022 100 GW).
Diesen Prozess unterstützt Deutschland. Zur Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energien in das indische Stromnetz werden Green Energy Corridors (GEC) aufgebaut, für die in den letzten drei Jahren 1,4 Milliarden Euro (inklusive Marktmitteln) bereitgestellt wurden. Im Oktober 2015 wurde außerdem die deutsch-indische Solarpartnerschaft auf den Weg gebracht. Damit sollen Solar-Aufdachanlagen, dezentrale ländliche Elektrifizierung durch Solaranlagen sowie Solarparks gefördert werden. 2015 und 2016 wurden hierfür bereits 550 Millionen Euro zugesagt, die Umsetzung läuft an. Durch die deutsch-indische Solarpartnerschaft sollen über einen Zeitraum von 25 Jahren rund 30 Millionen Tonnen CO2 im Vergleich zu einem konventionellen Ausbauszenario eingespart werden.
Stadtentwicklung
Ausgangspunkt sind vor allem die 2015 von der Regierung Narendra Modis ins Leben gerufenen Initiativen Smart Cities, Atal Mission for Rejuvenation and Urban Transformation (AMRUT) und Gangesreinigung. Dafür gibt die indische Zentralregierung etwa 33 Milliarden Dollar aus. Angesichts des immensen Investitionsbedarfs für Städte, den die Unternehmensberatung McKinsey 2010 auf 1,2 Billionen Dollar geschätzt hat, und angesichts deren geringer Finanzkraft ist dies allerdings wenig.
Zentrale Bereiche des deutschen Engagements sind Beratung bei der Stadtentwicklung, Sanitärversorgung und klimafreundliche urbane Mobilität. 2016 haben das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und das Bundesumweltministerium (BMUB) eine deutsche Partnerschaft zu drei mittelgroßen Städten eingerichtet, die im Smart-Cities-Programm der Regierung ausgewählt worden waren: zu Kochi, Coimbatore und Bhubaneswar. Ziel ist es, Aktivitäten in EZ und Wirtschaft, aber auch Wissenschaft und Forschung zu bündeln und deutsche Erfahrungen einzubringen. Das Gesamtvolumen beläuft sich schon jetzt auf mehr als 700 Millionen Euro und wird weiter aufgestockt.
In Kochi geht es beispielsweise um integrierte Lösungen für den öffentlichen Transport einschließlich der Wasserwege (Fähren). Dafür wurden bislang 85 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Indien will und braucht innovative Lösungen, zum Beispiel bei dezentraler, smarter Abwasserinfrastruktur oder bei der Einführung von E-Mobilität in den Städten.
Die EZ sollte hier noch kreativer werden und Lösungen entwickeln, die auch für das Deutschland der Zukunft relevant sind. Beispielsweise könnte deutsche EZ dazu beitragen, dass an indischen U-Bahn-Stationen E-Motorradrikschas für Passagiere bereitstehen, die von Solarpaneelen aufgeladen werden. (wk)