Zugang zu sicherem Trinkwasser

Zugang zu sauberem Trinkwasser für alle fördern

Zugang zu Wasser ist ein grundlegendes Menschenrecht. Ghana hat diesbezüglich Fortschritte gemacht, aber es gibt noch große Versorgungslücken.
Ein Bauer trinkt aus einem Bach auf einer Kakaofarm in Kusa, Ghana. picture-alliance/REUTERS/Francis Kokoroko Ein Bauer trinkt aus einem Bach auf einer Kakaofarm in Kusa, Ghana.

Es ist zwar vorangegangen mit der Bereitstellung von sauberem Trinkwasser in Ghana, aber die politischen Bemühungen waren weniger erfolgreich als erwartet. Die Wasserversorgungssysteme in Ghana sind komplex. Sie bestehen aus formellen staatlichen Institutionen wie GWCL und CWSA sowie aus informellen Verkäufern und privaten Einrichtungen. Alle versuchen, die Lücken zu schließen.

Soziale Ungleichheiten erschweren es vielen Menschen, sich sauberes Trinkwasser zu leisten. Es gibt viel Armut. Den ghanaischen Arbeitsmarkt dominieren Geringverdienende im informellen Sektor. Laut Ghana Living Standards Survey Round Seven (GLSS 7) gehen zwei Drittel der derzeit Beschäftigten einer „prekären Beschäftigung“ nach. Auf dem Land sind es noch mehr.

Sozial schwache Arbeitnehmer*innen können nicht noch mehr für die Grundversorgung mit Wasser, Sanitäreinrichtungen und Hygienediensten ausgeben. Soziale Sicherheitsnetze, die eine angemessene Versorgung der Armen und Schwachen mit sauberem Wasser gewährleisten, fehlen. Der Fokus auf marktorientierte Ansätze und Kostendeckungsmechanismen blockiert den Zugang für alle obendrein.

Sauberes Trinkwasser ist regional unterschiedlich zugänglich. Laut der Volks- und Wohnungszählung von 2021 besteht ein eklatantes Stadt-Land-Gefälle bei der Qualität von Wasserversorgung und Infrastruktur, wobei städtische Haushalte eher an sauberes Trinkwasser kommen.

Allerdings kann die GWCL auch die Wassernachfrage in städtischen Gebieten nicht decken – folglich ist die Wasserversorgung chronisch unregelmäßig und die Abhängigkeit von informellen Wasserquellen hoch. Im urbanen Raum sind abgepacktes Wasser (51,5 %) und Leitungswasser (33,6 %) die wichtigsten Trinkwasserquellen, auf dem Land sind die Menschen auf Bohrlöcher/Schlauchbrunnen (33,6 %) und Leitungswasser (28,8 %) angewiesen.

Durchschnittlich brauchen Menschen ohne eigenen Wasserzugang 19 Minuten bis zur nächsten Trinkwasserquelle – auf dem Land 22 Minuten und im städtischen Raum 13 Minuten. In ländlichen Gebieten ist die nächste Trinkwasserquelle für viele Haushalte mehr als 30 Minuten entfernt.

Meist holen Mädchen und Frauen Wasser. Das beeinträchtigt den Schulbesuch der Mädchen und die Fähigkeit der Frauen, einer Beschäftigung nachzugehen. Wichtig ist zudem: Diese Statistiken erfassen die wachsenden stadtnahen und informellen Siedlungen mit unregelmäßigem und unsicherem Trinkwasserzugang nicht angemessen.

Eine wichtige Wasserquelle für den Trink- und Hausgebrauch in vielen ländlichen Gemeinden ist die Entnahme von Oberflächenwasser, z. B. aus Flüssen, Bächen und Teichen. Meist ist dieses Wasser verschmutzt. Der zunehmende illegale Bergbau verschmutzt zudem Bäche und Flüsse, beeinträchtigt die Wasserverfügbarkeit und verursacht hohe Aufbereitungskosten. Auch Abholzung, unsachgemäße Agrarpraktiken, schlechte Sanitäranlagen und Müllentsorgung, Umweltverschmutzung und Klimawandel beeinträchtigen Menge und Qualität des Oberflächenwassers.

Auf dem Weg in die Zukunft

Hindernisse bei der Versorgung der ghanaischen Bevölkerung mit sauberem Trinkwasser sind:

  • schlechte Umsetzung bestehender Gesetze;
  • mangelnde Erschwinglichkeit und fehlender Zugang, besonders für Arme und Schwache;
  • unzureichende Infrastruktur;
  • geringe lokale Kapazität, die Wassersysteme zu verwalten.

Wasserversorgungs- und -verwaltungseinrichtungen sowie der Rechtsrahmen müssen aktualisiert werden, um die komplexen Probleme anzugehen, die die Wassersicherheit in Ghana heute bedrohen: Klimawandel, illegaler Bergbau, Verlust der Biodiversität, wachsende Armut und Zunahme von Selbstversorgung und Wasserverkäufer*innen. Die Klimakrise bedroht besonders die Fähigkeit des Wasserinfrastruktursystems, als Versorger zu dienen. Sie verursacht Extremwetter wie Überschwemmungen und Dürren, die Dämmen und Stauseen die Effizienz nehmen.

Zugang zu sauberem und bezahlbarem Trinkwasser zu schaffen, ist Aufgabe der nationalen Politik. Nicht nur die Klimakrise zeigt, dass Investitionen in die Infrastruktur wichtig sind – besonders in Wasserspeicherungssysteme und in den Überflutungsschutz. Die meisten ländlichen Wasserinfrastrukturen, sofern überhaupt vorhanden, funktionieren nicht oder sind veraltet. Die Bemühungen, sie nachzurüsten, sind träge und unzureichend.

Mehr Investitionen in eine zugängliche und gezielt klimafreundliche Infrastruktur werden für die Regierung und ihre Institutionen sowie für die Akteure des Wassersektors von Vorteil sein. In erneuerbare Technologien zu investieren, könnte auch helfen, die Wasserversorgung auf Gebiete auszuweiten, die nicht an die formale Wasserinfrastruktur angeschlossen sind. Wasserversorgungssysteme sollten auch die Abwassersammlung und -aufbereitung sowie Regenwassersysteme mit Regenwasserleitungen und sonstiger Infrastruktur umfassen.

Die meisten Wasserquellen, die Trinkwassersysteme speisen, sind auf dem Land. Der Top-down-Ansatz der meisten Maß­nahmen ignoriert jedoch oft das Fachwissen vor Ort. Lokale Interessengruppen einzubeziehen hieße, sich an lokale und tradi­tionelle Autoritäten zu wenden und indigene Werte und Kenntnisse in Gewässerschutzmaßnahmen einzubeziehen.

Dass Wasser bezahlbar wird, hat oberste Priorität. Aktuell geht es meist um Kostendeckung und Tarife – Armen verstellt das den Zugang zu sauberem Trinkwasser. Gezielte Sozialschutzinitiativen müssen endlich für Bezahlbarkeit sorgen. Sie könnten flexible Zahlungssysteme, Entwicklung von Bezahlbarkeitsschwellen und Bereitstellung von Subventionen, etwa für Wasserspeichersysteme, umfassen. Was die Regierung aus der Bereitstellung von kostenlosem Trinkwasser während der Covid-19-Pandemie gelernt hat, könnte dabei helfen.

Auch sollte Ghanas Zivilgesellschaft gestärkt werden, um ihre Rolle wahrnehmen zu können. Die Abhängigkeit von ausländischer Hilfe und NGO-Unterstützung ist groß. Gemeindebasierte Gruppen wie WSMTs und Wasser- und Sanitärkomitees brauchen angemessene Mittel und Schulungen, um sich um die ländliche Wasserinfrastruktur kümmern und für einen sicheren Wasserzugang eintreten zu können.

Elaine T. Lawson ist Forschungsbeauftragte am Institute for Environment and Sanitation Studies der Universität von Ghana.
elaine_t@staff.ug.edu.gh

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