Kommunale Entwicklungspolitik
Lokal handeln – global wirken
Das Projekt „Faire Moschee“ von Redouan Aoulad-Ali vom Forum für soziale Innovation aus Solingen wirkt auf vielfältige Weise. Aoulad-Ali will Moscheegemeinden und islamische Vereine in Deutschland zu nachhaltigem Handeln motivieren – etwa in den Bereichen Umweltschutz oder Konsum. Handlungsempfehlungen wie „spare Wasser“ oder „konsumiere nachhaltig“ seien bereits im Koran zu finden, sagt er. „Das steht da nicht explizit, aber es gibt Textstellen, die diese Empfehlungen nahelegen.“ Die Berufung auf den Koran motiviere Angesprochene, mitzumachen. Der jüngste Erfolg der Fairen Moschee war ein „nachhaltiges Fastenbrechen“ in Köln mit Holz-Wegwerfgeschirr und mit Fair-Trade-Kaffee.
Es sei viel Überzeugungsarbeit zu leisten, sagt Aoulad-Ali. Viele stünden seinen Ideen erst einmal skeptisch gegenüber und führten Gegenargumente an. Typische sei etwa: „Wir haben andere Probleme“ oder auch: „Wenn es eine faire Moschee gibt, impliziert das, dass es auch eine unfaire gibt.“ Aoulad-Ali hat Verständnis für solche Reaktionen. „Wir dürfen nicht vergessen, dass Deutschland erst seit wenigen Jahren ein Einwanderungsland ist und dass der Islam erst seit Kurzem als ein Teil von Deutschland verstanden wird.“ Sei eine muslimische Gemeinde aber erst mal von der Idee überzeugt, gebe es viele Aha-Effekte und großes Engagement.
Aoulad-Ali sieht muslimische Einwanderer als wichtige Zielgruppe, da sie oftmals durch Geldspenden oder Unterstützung von lokalen Projekten zur Entwicklung ihrer Herkunftsländer beitragen. Sie könnten auch Ideen von Umweltschutz und Nachhaltigkeit dorthin tragen. Bislang hat die Faire Moschee Projekte in vier Städten (Solingen, Köln, Düsseldorf und Mannheim) initiiert. Die Ausweitung auf andere Kommunen ist in Planung.
Es gibt zahlreiche weitere Ideen, Migranten und Geflüchtete in kommunale Projekte einzubeziehen. Interessant ist zum Beispiel, ihr Wissen für die entwicklungspolitische Bildungsarbeit zu nutzen. Engagement Global (EG) fördert derzeit sechs Modellkommunen, die neue Konzepte ausprobieren. Das berichtet Jennifer Ichikawa vom EG-Fachbereich Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW). Wichtig sei, derlei partizipativ zu gestalten und alle Vereine, Initiativen und geeignete Partner von Beginn an in die Projektgestaltung einzubeziehen, damit das Vorhaben von Erfolg gekrönt ist. „Alle Modellprojekte sind individuell auf die Kommune zugeschnitten und alle gehen jetzt in die Umsetzung.“
Die kleinste teilnehmende Kommune ist Aidlingen bei Stuttgart mit 9000 Einwohnern. Dort wurden Multiplikatoren in Workshops geschult, die nun wiederum ihr Wissen weitertragen sollen. Der Landkreis Gießen startet derweil ein „Kartoffelprojekt“ für Jugendliche, da diese dort einen starken Bezug zur Landwirtschaft haben. Ein Migrant aus Tansania wird Jugendliche darüber aufklären, wie Landwirtschaft in seinem Herkunftsland betrieben wird. „Ältere Jugendliche sollen dadurch globale Zusammenhänge verstehen und Handlungsoptionen ableiten“, sagt Ichikawa.
Die Stadt Hofheim am Taunus nahe Frankfurt hat sich nach langem Diskutieren und Abwägen für ein sogenanntes Barcamp entschieden. Das ist eine offene Tagung mit offenen Workshops, deren Inhalte und Ablauf von den Teilnehmern zu Beginn der Tagung selbst entwickelt und im weiteren Verlauf gestaltet werden.
Das Thema des „FairCamp Hofheim“, das am 21. und 22. September stattfindet, ist „nachhaltig, fair und sozial handeln“. Die Ergebnisse sollen fortlaufend auf Fotos und Videos festgehalten werden und gleich in den Social-Media-Kanälen veröffentlicht werden.
Links
Faire Moschee:
http://www.fairemoschee.de/
FairCamp Hofheim:
https://www.hofheim.de/leben/Faircamp-Hofheim.php#toc