Pharma

Forschung schützt Arme

Die KfW Entwicklungsbank fördert im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) die Entwicklung von Medikamenten, Impfstoffen und Diagnostik-Instrumenten für armutsassoziierte Krankheiten, an deren Forschung die Pharmaindustrie kein wirtschaftliches Interesse hat.
Mitarbeiterin eines Pharmaunternehmens in Indien. KfW Photo archive/Photo agency: photothek.net Mitarbeiterin eines Pharmaunternehmens in Indien.

Sie kommen am helllichten Tag und sind für das menschliche Auge unsichtbar: Stechmücken, die das gefährliche Dengue-Fieber auslösen. WM-Touristen haben die Poster in vielen öffentlichen Einrichtungen in Brasilien gesehen, waren mit der Gefahr konfrontiert. Einen Impfschutz gab es für sie nicht – genau wie für die Brasilianer selbst.

Millionen Menschen in den Tropen geht es so. Doch im Gegensatz zu den wohlhabenden Besuchern können sich viele Einheimische die Behandlung nicht leisten, sofern die Krankheit in den oft abgelegenen, heißen Feuchtgebieten überhaupt rechtzeitig erkannt wird.

Rund eine Milliarde Menschen leiden nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) an Infektionskrankheiten – Millionen sterben jährlich daran. Trotzdem forscht die Pharmaindustrie kaum an bestimmten Krankheiten, weil die Profitaussichten zu gering sind. Erreger wie derzeit das Ebola-Virus treten fast ausschließlich in Entwicklungsländern auf. Die fehlende Kaufkraft der Betroffenen führt dazu, dass die forschende Pharmaindustrie keinen finanziellen Anreiz zur Entwicklung der benötigten Diagnostik-Instrumente, Medikamente und Impfstoffe hat.

Um diesem Missstand Abhilfe zu schaffen, hat die internationale Gemeinschaft öffentlich-private Produktentwicklungspartnerschaften ins Leben gerufen. Im Auftrag des BMBF unterstützt die KfW Entwicklungsbank  derzeit vier von ihnen. Eine davon ist die Foundation for Innovative New Diagnostics (FIND). Die Stiftung widmet sich der Entwicklung von Diagnosemethoden für vier Krankheiten, die durch Parasiten ausgelöst werden – unter anderem die Afrikanische Schlafkrankheit.

Außerdem beteiligt sich die KfW mit einer Million Euro an der Dengue Vaccine Initiative (DVI), einem internationalen Konsortium unter südkoreanischer Führung. Dieses will einen Impfstoff gegen das Dengue-Virus entwickeln. Brasilien arbeitet genauso wie Vietnam an der Forschung mit. Ziel ist, dass beide Länder den Impfstoff eines Tages in ihrem Land selbst herstellen können. Gegen Malaria gibt es bis heute keinen Impfstoff. Um dies zu ändern, fördert die KfW Entwicklungsbank die European Vaccine Initiative (EVI). Dabei geht es darum, einen Impfstoff zur Vermeidung schwerer Malaria während der Schwangerschaft zu entwickeln, da der Krankheitsverlauf für die Mutter und das ungeborene Kind häufig lebensbedrohlich ist.

Die KfW finanziert zudem die Forschung an einem Medikament zur Behandlung der Leishmaniose, einer Krankheit, die ebenfalls durch Parasiten verursacht wird. Die Drugs for Neglected Diseases Initiative (DNDI) und ihre Partner forschen hierfür in Ostafrika unter anderem an einer günstigen Kombinations­therapie für Leishmaniose aus bereits existierenden Medikamenten. Diese soll die Behandlung effektiver und erträglicher machen. Darüber hinaus geht es auch um die klinische Entwicklung eines neuen Wirkstoffs.

Christoph Süß //