AfDB-Studie
12 bis 15 Millionen Jobs
Im Oktober veröffentlichte die AfDB einen Flagship-Report über den afrikanischen Arbeitsmarkt. Im Eingangskapitel fasst AfDB-Chefökonom Célestin Monga die wichtigsten Punkte zusammen. Ihm zufolge müssten schnell 12 bis 15 Millionen Jobs geschaffen werden. Dazu könnten Industrieparks beitragen. Sie sollten die Wettbewerbsvorteile Afrikas nutzen, anstatt zu versuchen, Industriemodelle anderer Länder zu kopieren.
Laut Monga winken im verarbeitenden Gewerbe die größten Chancen. Die schier unendlichen Möglichkeiten müssten genutzt werden, um der jungen Generation Arbeit zu verschaffen und die Landflucht in produktive Bahnen zu lenken.
Der Autor betont, die Landwirtschaft sei bislang die wichtigste Branche, könne aber nicht alle Arbeitskräfte absorbieren. Zudem generiere sie wegen niedriger Produktivität nur niedrige Einkommen. Automatisierung und Modernisierung könnten die Landwirtschaft transformieren und neue Berufe schaffen. Dafür müssten Erwerbschancen jenseits der Felder entstehen – beispielsweise in der Verarbeitung von Agrarerzeugnissen oder in der Zulieferung für Bauernhöfe (siehe Shenggen Fan und Ousmane Badiane in E+Z/D+C e-Paper 2019/12, Tribüne). Dabei könnten sich dezentrale Gewerbeparks als nützlich erweisen. Mittelfristig könnten Kleinbauern so in globale Wertschöpfungsketten einbezogen werden und zugleich Nahrungsmittelimporte reduziert werden.
Der AfDB-Fachmann fordert, jede afrikanische Regierung müsse anstreben, 80 bis 90 Prozent der Erwerbstätigen, deren Arbeit wenig produktiv ist, in Industriebeschäftigung zu bringen. Es komme darauf an, Unternehmensgründungen leichter und billiger zu machen. Wichtig sei die Aussicht auf steigende Produktivität. Regierungen sollten prüfen, welche Branchen wettbewerbsfähig seien – oder werden könnten –, und diese in speziellen Zonen mit geringen Produktions- und Vertriebskosten fördern.
Monga zufolge schrecken schlechte Infrastruktur und starres Arbeitsrecht Investoren tendenziell ab. Sonderwirtschaftszonen (Special Economic Zones – SEZ) könnten dem entgegenwirken. Das gelte auch für Industrieparks, die mit geeigneten Rahmenbedingungen internationale Anleger anziehen könnten. Wichtig seien gute Infrastruktur, niedrige Steuern und ein flexibles Arbeitsrecht. Würden Industrieparks mit Exportzonen verbunden, könnten sie auch die Außenwirtschaft beleben. Ziele wie Technologietransfer, berufliche Bildung, Weiterqualifizierung und Wissensmanagement ließen sich so relativ leicht erreichen.
Der AfDB-Experte rät afrikanischen Regierungen zudem, sich in Zusammenarbeit mit Privatwirtschaft, Bildungsinstitutionen und zivilgesellschaftlichen Initiativen um berufliche Bildung zu kümmern. Oft lasse nämlich Angst vor Personalmangel potenzielle Investoren vor dem Engagement in Afrika zurückschrecken. Wichtig seien folgende Punkte:
- Ausbildungskonzepte für strategisch wichtige Branchen,
- die Abstimmung solcher Konzepte mit Schulkurrikula,
- Kostenbeteiligung der Arbeitgeber,
- die Entlohnung produktiver Arbeit bereits während der Ausbildung,
- Trainingsangebote für Arbeitslose, und zwar besonders im ländlichen Raum,
- Weiterbildungsangebote neben der Erwerbstätigkeit und
- Jobcenter zur Arbeitsvermittlung.
Monga betont, die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften nehme zwar schnell zu, aber afrikanische Bildungssysteme verzeichneten auch besonders hohe Raten von Schul- und Hochschulabbrüchen. Das betreffe Mädchen und junge Frauen in besonderem Maße.
Quelle
Monga, C., 2019: An African Manifesto. In: Monga, C., Shimeles, A., Woldemichael, A., 2019: Creating Decent Jobs. Strategies, Policies and instruments. African Development Bank policy research document 2; 1-56.
https://am.afdb.org/sites/default/files/AfDB18-16_Jobs_English.pdf