Entwicklung und
Zusammenarbeit

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Madagaskar

Das Paradies retten

Die KfW Entwicklungsbank organisiert mit ihrem „Development Finance Forum“ (DFF) regelmäßig eine Fachveranstaltung mit Experten aus aller Welt zu einem aktuellen Thema der Entwicklungszusammenarbeit. Dieses Jahr ging es am 6. und 7. Oktober um die Verbindung von Klima- und Biodiversitätsschutz. Anlässlich des DFF veröffentlichte die KfW eine Beilage in E+Z/D+C, woraus wir Beiträge einzeln auf unserer Website veröffentlichen. Dieser Beitrag beschäftigt sich damit, warum Madagaskars einzigartige Meerestiervielfalt und die Mangrovenwälder in Gefahr sind. Die KfW engagiert sich auf der Insel langfristig für nachhaltige Fischerei und Küstenschutz.
Fischer im Schutzgebiet Soariake in Madagaskar. Fischer im Schutzgebiet Soariake in Madagaskar.

Der entscheidende Erfolgsfaktor ist, die lokale Bevölkerung mit ins Boot zu holen und Einkommensmöglichkeiten für sie zu schaffen. Derzeit läuft das KfW-Programm in mehreren Gebieten, wobei direkt rund 28.000 Fischer und indirekt rund 50.000 Menschen profitieren. 17 Millionen Euro hat die KfW im Auftrag der Bundesregierung für die nachhaltige Nutzung der Küstenzonen zur Verfügung gestellt. Nun sind weitere 10 Millionen Euro für Maßnahmen in Mangrovengebieten gesichert.

„Wir wollen die Menschen bei der eigenständigen Lösung der vor allem durch sie selbst verursachten Probleme unterstützen“, erklärt Martin Bostroem, Technischer Sachverständiger Landwirtschaft und Naturressourcenmanagement für Subsahara-Afrika bei der KfW. Und die ökologischen Probleme sind groß. Die Küstenbewohner sind arm und überfischen ihre Gewässer seit Jahren. Sie holzen die Mangrovenwälder – wichtige Ökosysteme mit Küstenschutzfunktion – immer weiter ab, vor allem, um Holzkohle daraus zu machen.

Der Bevölkerung ist zwar bewusst, dass sie sich durch Überfischung ihrer eigenen Existenzgrundlage beraubt. Wegen Armut und mangelnder Organisationskenntnisse sind sie aber nicht in der Lage, diesem Teufelskreis zu entkommen. Der Ansatz der KfW besteht darin, vor Ort tätige Nichtregierungsorganisationen (NRO) zu unterstützen, die mit der lokalen Bevölkerung arbeiten. Dazu gehören der WWF oder Blue Ventures, die sogenannte „Locally Managed Marine Areas“ (LLMAs) betreuen.

Die NRO unterstützen die Dorfgemeinschaften dabei, Regeln zur Schaffung von Schutzzonen und -zeiten aufzustellen und ihre Einhaltung zu überwachen. So können sich die Fisch- und Meerestierbestände erholen. „Das Tolle ist, dass Fisch und auch Oktopus innerhalb weniger Monate wachsen und die Fischer so einen schnellen Erfolg sehen. Das erhöht natürlich die Akzeptanz“, sagt Bostroem.

Die NRO-Vertreter geben den Fischern bei Bedarf auch bessere Ausrüstung an die Hand, etwa angepasste Fangnetze. Manche fischen mit Moskitonetzen und holen alle Lebewesen aus dem Wasser. Auch bessere Boote werden ausgegeben, damit die Fischer nicht so nah an den schutzbedürftigen Korallen zu fischen brauchen. Zum Programm gehört zudem die Erschließung neuer Einkommensquellen wie etwa Aquakulturen. Algenfarmen oder Krebszucht können eine nachhaltige Alternative zum Fischfang darstellen.

Den Erfolg des Programms bewertet der KfW-Experte als positiv, es sei aber kein Selbstläufer. Die Umsetzung der Vereinbarungen sei zum Beispiel da problematisch, wo sich Binnenflüchtlinge aus dem von Dürre geplagten Süden Madagaskars angesiedelt haben. Diese seien nicht in die traditionellen Gemeinschaften integriert und schwer erreichbar. Auch über die Umsetzung für eine kontrollierte Nutzung der Mangroven müssen die KfW und ihre Partner verhandeln, da es noch politische Hürden gibt.

Sabine Balk