Gesundheitsvorsorge
Kein Wasser, keine Hygiene
Die Christoffel-Blindenmission (CBM), eine christliche NGO aus Deutschland, unterstützt das Trachom-Programm von Grarbet Tehadiso Mahber (GTM), einer NGO in der Southern Nations Nationalities and Peoples Region. Sie entstand 1996 mit dem Ziel, Menschen mit Behinderung und Augenproblemen zu helfen. Trachom ist die häufigste infektiöse Ursache für Erblindung. Sie gehört zu den vernachlässigten Tropenkrankheiten nach Definition der Weltgesundheitsorganisation (s. E+Z/D+C e-Paper 2016/11, S. 14 ). In Äthiopien ist sie weltweit am meisten verbreitet. Die ansteckende Krankheit tritt vor allem in armen, ländlichen Gegenden auf und trifft vor allem Kinder und Frauen.
Im Kampf gegen Trachom folgt GTM der sogenannten SAFE-Strategie. Sie besteht aus:
- Surgery: der Operation von Trichiarsis, dem fortgeschrittenen Stadium von Trachom, das durch wiederholte Infektionen ausgelöst wird und zu Sehschwierigkeiten und Blindheit führt,
- Antibiotics: die Behandlung mit und die Massenverteilung von Antibiotika zur Eindämmung der Krankheit,
- Facial cleanliness: Gesichtshygiene und
- Environmental improvements: Umwelthygiene, um die Übertragungswege zu reduzieren.
An fünf Tagen der Woche fahren vier Teams von GTM in abgelegene Dörfer, um die Menschen aufzuklären, Trachom zu behandeln und Augenoperationen vorzunehmen – selbst in den einfachsten Gesundheitszentren, die weder Strom noch Wasser haben. Alles, was die Teams brauchen, bringen sie selbst mit, von Sehtesttafeln bis zu sterilem OP-Besteck.
Doch solange die Menschen ihr Verhalten nicht ändern, bringt die Behandlung in Gegenden mit hoher Prävalenz wenig. Deshalb verstehen die GTM-Mitarbeiter ihre Aufgabe vor allem darin, das Bewusstsein in der Bevölkerung zu schärfen. Die Bakterien sitzen in der Tränenflüssigkeit und Nasenschleimhaut. Wenn viele Menschen im selben Bett schlafen, dasselbe Stück Stoff benutzen, um Gesicht und Hände abzuwischen – vor allem von Kindern – und ihr Gesicht nicht mehrmals am Tag mit Seife waschen, breitet sich Trachom rasch aus. Auch Fliegen sind Überträger.
„Sauberes Wasser ist die grundlegende Voraussetzung“, sagt der Arzt und GTM-Gründer Redda Teklehaimanot. Ohne Wasser sei persönliche Hygiene ein Ding der Unmöglichkeit. Doch wenn Wasser knapp ist oder es viel Mühe kostet, es von weither zu holen, benutzen die Menschen es ausschließlich als Trinkwasser und nicht zum Waschen. Da es in vielen Projektgebieten keine ausreichende Versorgung gibt (s. Interview), baut die NGO im Rahmen ihres Trachom-Projektes auch Brunnen. „Zunächst identifizieren wir mit Hilfe der örtlichen Behörden Dorfgemeinschaften mit Wasserproblemen“, erklärt Wubante Yalew von CBM Äthiopien. „Wir reden mit den Wasserbehörden der Distrikte, die Karten über die Versorgungssituation haben, und wir reden mit den Leuten selbst.“ Diese beteiligen sich am Brunnenbau, etwa indem sie das Loch mit bis zu sechs Metern Tiefe von Hand graben und Betonringe einlassen, wenn es fertig ist. Sie stellen auch Baumaterial wie Steine oder Sand. Die Brunnen sind geschlossen, um sie vor Verunreinigung zu schützen, und sie verfügen über langlebige Handpumpen.
„Nach der Fertigstellung übergeben wir die Brunnen an den Distrikt“, sagt Wubante Yalew. Dessen Mitarbeiter desinfizieren das Wasser regelmäßig mit Chlor und kümmern sich um die Instandhaltung. Den Wasserverbrauch kontrollieren die Gemeinschaften selbst. „Sie legen Regeln fest, die sich am Potenzial des jeweiligen Brunnens orientieren.“ In der Regenzeit kann jede Familie beispielsweise 40 bis 60 Liter am Tag entnehmen, während es in der Trockenzeit nur für 20 bis 30 Liter reicht. Das Wasser selbst kostet nichts, aber jeder Haushalt zahlt einen kleinen Betrag von durchschnittlich 65 Birr (2,60 Euro) im Jahr für Instandhaltung und kleine Reparaturen und um ein gewähltes Mitglied aus ihrer Mitte zu bezahlen, das den Brunnen bewacht.
In der Nähe jedes Brunnens baut GTM auch ein gutes Plumpsklo. Zum einen wird so die Umgebung sauber gehalten, was wichtig ist, damit das Wasser sauber bleibt. Zum anderen dient es als Modell, nach dem die Bauern ihre eigenen Klos bauen können. Das Ziel ist, dass jeder Haushalt ein gutes Klo auf dem eigenen Grundstück hat.
Katja Dombrowski
Link
CBM:
http://www.cbm.org