Philanthropie
Erster Anlauf
Mo Ibrahim ist ein britisch-sudanesischer Unternehmer, der den Mobilfunk in mehreren Länder Afrikas einführte. Mittlerweile gehört seine Unternehmen Cetel dem indischen Multi Airtel. Ibrahims Vermögen soll sich auf ein bis 2 Milliarden Dollar belaufen.
2006 gründete der Unternehmer eine Stiftung, die den Mo Ibrahim Prize for Achievement in African Leadership vergibt. Der Preis zeichnet vorbildliches Regierungshandeln in Afrika aus, und dient zugleich als Ansporn. Das Ziel ist, Staats- und Regierungschefs afrikanischer Länder dazu zu motivieren, ihrem Volk pflichtbewusst zu dienen und demokratische, freiheitliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die wirtschaftliche Entwicklung ermöglichen.
Afrikanische Politik hat generell keine gute Reputation. Der Preis könnte daran etwas ändern, weil er Beispiele guter Regierungsführung sichtbar macht.
Über die Preisvergabe entscheidet ein unabhängiges Komitee. Die Mitglieder sind weltweit anerkannte Persönlichkeiten, wie die Nobelpreisträger Martti Ahtisaari oder Mohamed ElBaradei. Auch der frühere UN Generalsekretär Kofi Annan oder die ehemalige Finanzministerin Nigerias, Ngozi Okonjo-Iweala, gehörten dem Gremium bereits an.
Die Vergabekriterien sind einfach und strikt. Den Preis bekommen nur:
- frühere afrikanische Staats-oder Regierungschefs,
- die in den vergangenen drei Jahren aus dem Amt geschieden sind,
- demokratisch gewählt wurden,
- die Zeit, für die sie gewählt wurden, im Amt blieben und
- ihrem Mandat auf herausragende Weise gerecht wurden.
Wie selten diese Kriterien erfüllt werden, zeigt die Statistik: In den elf Jahren seit der Preis gestiftet wurde, erhielten ihn nur fünf Personen: Joaquim Chissano (Mosambik, 2007), Nelson Mandela (Südafrika, 2007), Festus Gontebanye Mogae (Botswana, 2008), Pedro de-Verona Rodrigues Pires (Kap Verde, 2011) und Hifikepunye Pohamba (Namibia, 2014). In den Jahren 2009, 2010, 2012, 2013 und 2015, 2016 und 2017 wurde er nicht vergeben. Offensichtlich fand das Komitee in diesen Jahren keinen auszeichnungswürdigen ehemaligen Staatenlenker.
Dass der Preis häufiger einbehalten als verliehen wird, ist entmutigend und wirft die Frage auf, ob die Vergabekriterien nicht zu streng sind. Wenn bei einer Examensprüfung Spitzenleistung fehlen, gibt es normalerweise Bewerber mit guten Ergebnissen.
Es gibt keine Notwendigkeit, derartige Preise jährlich zu verteilen. Auch der Friedensnobelpreis wurde in manchen Jahren seit Einführung 1901 einbehalten. Die regelmäßige Verleihung des Mo-Ibrahim- Preises wird allein schon durch die Beschränkung auf afrikanische Spitzenpolitiker eingeschränkt. Der Friedensnobelpreis wird weltweit vergeben, aber der Mo-Ibrahim-Preis geht nur nach Afrika.
Sein Preisgeld ist indessen deutlich höher. Manche Beobachter halten das für den Grund der seltenen Vergabe. Während mit dem Friedensnobelpreis nie mehr als 8 Millionen Schwedische Kronen ausgelobt wurden (etwas weniger ist als eine Millionen Dollar), erhält ein Mo-Ibrahim-Preisträger in den ersten zehn Jahren fünf Millionen Dollar und danach lebenslang jährlich 200 000 Dollar. Mit seinem Fokus auf Afrika ist der Mo-Ibrahim-Preis zwar weniger bekannt und weniger prestigeträchtig als der Friedensnobelpreis, er ist aber üppiger.
Ansporn für einwandfreies Regieren
Die Aussicht mit solchem Reichtum belohnt zu werden, soll einen Anreiz für tadellose Regierungsführung sein. Staats- und Regierungschefs können so zu einem beachtlichen Vermögen kommen, ohne ihr Amt zu missbrauchen. Der Preis macht außerdem vorbildliches demokratisches Handeln bekannt und hilft, die Wahrnehmung zu verändern. Er wirbt für eine Kultur von Good Governance, Beständigkeit und Stabilität in Afrika.
Seine größte Bedeutung liegt also darin, verantwortliche Regierungsführung zu ehren, bekannt zu machen und zu entsprechendem Handeln zu inspirieren. Er bietet eine Möglichkeit, den Kreislauf von Rache und Vergeltung zu durchbrechen, weil er eine Perspektive eröffnet, statt um jeden Preis am Amt zu kleben, aus den Regierungsgeschäften zu scheiden und sich anderen öffentlichen Aufgaben zu widmen.
Leider ist destruktives Amtsgebaren in Afrika tief verwurzelt. Ein einzelner Preis kann daran nicht viel ändern, und zwar besonders dann nicht, wenn er nur selten verliehen wird. Letzteres ließe sich leicht ändern.
Die Beschränkung auf ehemalige Staats und Regierungschefs ist problematisch. Diese Posten sind sicherlich wichtig, aber die politische Kultur eines Landes hängt nicht allein von ihnen ab. Kabinettsmitglieder, Parlamentsabgeordnete, Kommunalpolitiker und einfache Bürger spielen ebenfalls eine Rolle, wenn es darum geht, die Regierungsführung afrikanischer Staaten zu verbessern. Sollten nicht auch ihnen Anreize geboten werden?
Beliebigkeit und Opportunismus bei der Vergabe können einen Preis beschädigen. Die Entscheidungen müssen fair und nachvollziehbar sein. Dem Mo-Ibrahim-Preis-Komitee ist bisher nichts vorzuwerfen. Es sollte Fehler, wie sie beim Friedensnobelpreis vorgekommen sind, vermeiden. Dass US-Präsident Barack Obama ausgezeichnet wurde, als er erst kurze Zeit im Amt war, hat zum Beispiel viel Kritik ausgelöst. Die Reputation des Mo-Ibrahim- Preises darf nicht auf ähnliche Weise beschädigt werden.
Für Afrika wäre es schlecht, wenn das Interesse an dem Preis nachließe, weil so selten von ihm die Rede ist, und die Chance, ihn zu gewinnen, gering bleibt. Dem Stifter Mo Ibrahim gebührt für seine Großzügigkeit Anerkennung, aber das Vergabeschema sollte überdacht werden.
Um die Wirkung des Preises zu stärken, wären zwei Änderungen sinnvoll: Erstens sollte die Vergabe jedes Jahr stattfinden, selbst wenn das Preisgeld dafür reduziert werden müsste, und zweitens sollte der Kreis potenzieller Kandidaten weniger elitär sein und alle einschließen, die Herausragendes leisten, um Regierungshandeln in afrikanischen Staaten zu verbessern. Alternativ wäre auch ein ähnlicher Preis für sie denkbar.
Vladimir Antwi-Danso ist Dekan und akademischer Direktor des Ghana Armed Forces Command & Staff College (GAFCSC) in Accra.
vladanso@yahoo.com