Gesundheitswesen
Gefährlicher Brain-drain
Laut WHO können Gesundheitsdienstleistungen wie die präventive Vorsorge und Aufklärung, die Verteilung von Medikamenten, aber auch Impfkampagnen sowie die Versorgung von werdenden Müttern und akut Kranken vielerorts nicht mehr gewährleistet werden. In einem Aufruf in der medizinischen Zeitschrift „The Lancet“ bezeichnen Ärzte die Abwerbung von medizinischem Personal aus Entwicklungsländern als Verbrechen. Im Gesundheitssektor unterentwickelter Länder werde systematisch gewildert. Ghana zum Beispiel gebe rund 70 Millionen Dollar für die Ausbildung von Ärzten und Krankenpflegern aus, die anschließend nach Großbritannien abwandern würden. Dadurch spare das Vereinigte Königreich etwa 130 Millionen Dollar. Dagegen schätzt die OECD in einem im März veröffentlichten Bericht, der Brain-drain von Fachpersonal sei nicht so schlimm wie allgemein angenommen.
Handlungsbedarf sehen indessen auch die Teilnehmer der ersten Konferenz des Global Forum on Human Resources for Health (GHWA), das bei der WHO angesiedelt ist. Die Konferenz fand Anfang März in Kampala statt. Dort warnte der Gesundheitsminister von Uganda vor den Folgen der Abwerbepraxis. In Uganda komme inzwischen ein Arzt auf 100 000 Patienten. Medizinisches Personal wandere vor allem nach Südafrika ab, aber auch in den Sudan und nach Ruanda, wo Hilfsorganisationen weitaus bessere Gehälter zahlen würden. In Uganda könnesich ein Arzt oft nicht seine Miete leisten.
In ihrem Abschlussdokument forderten die Teilnehmer der GHWA-Konferenz deshalb alle Staaten dazu auf, selbst medizinisches Personal auszubilden. Auch solle für gute Arbeitsbedingungen und eine angemessene Bezahlung gesorgt werden. Die WHO solle Richtlinien für die Rekrutierung von ausländischen Fachkräften erarbeiten. Es gehe hier um die Lebensqualität und die Würde von Menschen, sagte der GHWA-Geschäftsführer, Francis Omaswa. Dafür zu sorgen, dass alle Bedürftigen medizinische Hilfe erhalten, sei Pflicht aller Gesellschaften und ihrer Regierungen. (sz)