Heutzutage
Ebola – der neue Feind
Dies ist der erste Ausbruch von Ebola in Westafrika, und er ist aggressiver als frühere in anderen Gegenden. Ende Juli ergriffen die Regierungen von Guinea, Sierra Leone und Liberia drastische Notmaßnamen, um die Krise einzudämmen. In Liberia wurden zum Beispiel die Schulen geschlossen und in Sierra Leone öffentliche Versammlungen verboten. Sicherheitskräfte nehmen Menschen, die infiziert sein könnten, in Quarantäne.
Ebola ist eine schwere, meist tödliche Viruserkrankung. Nach Infektion sterben 60 bis 90 Prozent der Patienten innerhalb von zwei Wochen. Übertragen wird die Seuche durch Kontakt mit Körperflüssigkeit oder Gewebe infizierter Menschen und Tiere.
Wenn Ebola ausbricht, sind diejenigen, die mit den Patienten oder den Leichen zu tun haben, besonders gefährdet: Gesundheitspersonal, Angehörige und sonstige Nahestehende. Krankenschwestern und Ärzte, die an vorderster Front die Krankheit bekämpfen, sind selbst in Gefahr. In Sierra Leone sind der zuständigen Gewerkschaft zufolge von Mai bis Juli bereits 37 Schwestern und Pfleger an Ebola gestorben. Die Gewerkschaft kritisiert das Versagen der staatlichen Stellen, Schutzkleidung in ausreichendem Maß bereitzustellen.
Die betroffenen Länder sind aber sehr arm, und die Regierungen haben nur begrenzte Mittel. Dass viele Menschen westlicher Medizin nicht trauen, erschwert die Lage. Besonders ungebildete Menschen halten nicht viel von den Sicherheitsregeln, die die Politik durchsetzen will.
Die Wahrheit ist natürlich, dass Hygiene jetzt immens wichtig ist und dass die Überlebenschancen steigen, wenn kompetente Behandlung die Dehydrierung der Patienten verhindert.
Es gibt nicht viele Über-lebende – aber einer von ihnen ist Sahr Combay. Er ist 35 Jahre alt und lebt in Koindu im Kailahun District, wo im Osten Sierra Leones die ersten Ebolafälle gemeldet wurden.
Vor einem Monat infizierte er sich und verbrachte dann zwei Wochen im Behandlungszentrum in Kailahun. Er berichtet, er habe sich infiziert, als er einen kranken Onkel pflegte. Die Familie wusste nicht, dass er Ebola hatte. „Ich habe mich bis zu seinem Tod um ihn gekümmert“, sagt Combay.
Bald darauf wurden er und zwei Angehörige in einem staatlichen Krankenhaus untersucht. Alle drei waren infiziert. Combay berichtet, dass sie sofort in Quarantäne kamen und es deprimierend war, von der Familie getrennt zu sein. Aber alle drei überstanden die Krankheit. „Ich danke Gott dafür, dass er mich aus dem Epic Centre herausgeholt hat“, sagt Combay, „es war die Hölle.“ Er lebt jetzt wieder bei seiner Familie.
Combay meint, die Regierung müsse mehr tun, um die Bevölkerung aufzuklären. Zu viele Menschen verstünden nicht, worum es bei Ebola gehe.
Fidelis Adele arbeitet als Journalist in Sierra Leone.
fid2k2@yahoo.com