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Kommentar

Dringend nötige Kapitalspritze

Der China-Pakistan Economic Corridor (CPEC) ist ein riesiges Infrastrukturprojekt mit hohem Anspruch. Wenn es gelingt, kann es Pakistans Volkswirtschaft in Schwung bringen.
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Der CPEC soll Chinas Westen an den Indischen Ozean anbinden. In der Hafenstadt Gwadar soll ein moderner Hafen entstehen, und von dort bis an die chinesische Grenze sollen Straßen, Eisenbahnlinien und sonstige Infrastruktur in Schuss gebracht werden. Das umfassende Konzept schließt Kraftwerke, Flughäfen, eine U-Bahnlinie in Karachi und sogar Grundschulen mit ein.

Für den CPEC fließt viel Geld. Bislang wurden ausländische Mittel im Wert von 51 Milliarden Dollar zugesagt. Darin enthalten ist ein Kredit von 5,5 Milliarden Dollar, den China im September über frühere Darlehen hinaus versprach. Auch die Asiatische Entwicklungsbank (ADB – Asian Development Bank) hat ihre Zusagen um 2,5 Milliarden Dollar aufgestockt. Die neue Asiatische Infrastrukturinvestitionsbank (AIIB) stellt 300 Millionen Dollar bereit, wovon ein Teil als Kofinanzierung mit der ADB fließen soll (siehe hierzu E+Z/D+C e-Paper 2016/06, S. 4).

Auf mehreren Baustellen kommt die Arbeit offenbar gut voran. Der CPEC ist ein Exempel dafür, was China mit seiner Politik der „neuen Seidenstraße“ anstrebt. Es geht um Wachstumsschübe dank besserer Transportmöglichkeiten und Wirtschaftschancen außerhalb der Volksrepublik.

Der immense Kapitalzufluss kann Pakistans Wirtschaft, der es an Investitionen mangelt, in Schwung bringen. Im vergangenen Finanzjahr betrug der Anteil der Investitionen am Bruttoinlandsprodukt nur 15 Prozent. 2006/07 waren es noch 20 Prozent. Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung sind problematisch – nicht zuletzt angesichts der vielen Jugendlichen.

Mehrere Faktoren beeinträchtigen Pakistans Investitionsklima. Demokratie gibt es erst seit 2008 wieder. Die Politik bleibt vielfach inkohärent, Institutionen sind schwach, und schlechte Regierungsführung hat eine lange Geschichte (siehe hierzu E+Z/D+C e-Paper 2016/09, S. 26). Zwischen den Provinzen herrscht großes Misstrauen. Obendrein ist die Weltgegend von Krisen geplagt. Pakistans Nachbarn sind Afghanistan, Iran, Indien und China. Der Afghanistan-Krieg und militante Islamisten im eigenen Land belasten das Wirtschaftsleben.

Viele pakistanische Unternehmen investieren lieber im Ausland als daheim. Es scheint weniger riskant, Produktionskapazitäten beispielsweise in Bangladesch, Vietnam, Singapur oder Malaysia aufzubauen. Als in Dubai und anderswo in der Golf-Region vor einigen Jahren Immobilienblasen platzten, wurde deutlich, dass dort Pakistanis mit erheblichen Summen spekuliert hatten.

Der CPEC könnte die Lage deutlich verbessern. Finanzminister Ishaq Dar sagt, das Land brauche dringend eine Kapitalspritze, um dem Kreislauf von „niedrigen Investitionen und niedrigem Wachstum“ zu entkommen – und das CPEC-Projekt bringe den nötigen Schub.

Zahir Shah ist im Planungsministerium für den CPEC zuständig und urteilt: „Kurzfristig dürften eine Million Arbeitsplätze entstehen.“ Die langfristige Wirkung sei noch nicht abzuschätzen. Die Arbeitskultur und das Tempo der Chinesen sei erstaunlich.

Das Infrastrukturprojekt ist auch geostrategisch relevant. Pakistan ist seit langem mit den USA verbündet, aber die Beziehungen haben gelitten – unter anderem wegen des Afghanistan-Kriegs. Obendrein hat die Sparpolitik, die der von westlichen Mächten dominierte Internationale Währungsfonds Pakistan auferlegt hat, die Wirtschaftsentwicklung gebremst. Im Vergleich wirkt Chinas Optimismus im Blick auf Pakistan inspirierend.

Pakistans Spitzenpolitiker sind begeistert, und die chinesischen Geldgeber wirken unerschütterlich. Das heißt aber noch nicht, dass der CPEC zum Erfolg wird. Mehrere Teilvorhaben im Stromsektor wurden zu schnell konzipiert und haben nun Probleme. Einige Privatfirmen wollen nun nachverhandeln oder sogar ganz aussteigen.

Rückschläge gibt es bei jedem großen Infrastrukturprojekt. Wenn es zu viele werden, droht jedoch Scheitern. Die große Frage ist nun, ob Pakistans Institutionen die CPEC-Pläne tatsächlich verwirklichen können. Wenn es ihnen gelingt, könnten sie die Volkswirtschaft langfristig auf ein neues Gleis setzen.


Afshan Subohi ist Wirtschaftsjournalistin und arbeitet für die pakistanische Qualitätszeitung Dawn.
asubohi@hotmail.com