Gesundheit

Ungewollte Schwangerschaften

Simbabwes Maßnahmen gegen das Coronavirus haben eine unbeabsichtigte Folge: mangels Verhütungsmittel nehmen ungewollte Schwangerschaften stark zu. Auch HIV könnte sich weiter ausbreiten.
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„Sogar Kondome, die früher kostenlos waren, sind in den Dörfern schwer zu finden“, sagt der 46-jährige Jabulani Zhou aus Mberengwa im Süden Simbabwes. Er hat acht Kinder und erwartet vier weitere, da seine drei Frauen und eine Freundin schwanger sind. Zhou weiß nicht, wie er zwölf Kinder ernähren soll, besonders jetzt, da Simbabwes Wirtschaft abgeflaut ist.

Er ist kein Einzelfall. „Der Kampf gegen ungewollte Schwangerschaften ist für viele Menschen schwierig geworden, da die Preise für Antibabypillen unbezahlbar sind“, sagt Mucha Shumba vom National Family Planning Council in Mberengwa.

Verhütung ist in Simbabwe zu einer Frage von arm und reich geworden. Antibabypillen sind in privaten Apotheken für einen Preis von einem US-Dollar pro Packung erhältlich – zu viel für viele Simbabwer in einer Zeit hoher Arbeitslosigkeit. Kondome sind fast überall Mangelware.

Verantwortlich für die Bereitstellung von Verhütungsmitteln und Beratung zur Familienplanung ist das Zimbabwe National Family Planning Council (ZNFPC), eine unabhängige Behörde, die dem Ministry of Health and Child Care unterstellt ist. Dem ZNFPC fehlt das Geld, um ihren Auftrag zu erfüllen.

Frauen tragen die Hauptlast dieses Versagens, sagen Frauenrechtlerinnen. „Der Mangel an Verhütungsmitteln untergräbt die Rechte von Frauen auf reproduktive Gesundheit“, sagt Celesile Sithole von Women of Zimbabwe Arise (WOZA), einer Menschenrechtsorganisation mit Sitz in Bulawayo, der zweitgrößten Stadt des Landes.

Auch die öffentliche Gesundheit ist gefährdet. „Da Kondome knapp sind, könnte sich nach Covid-19 auch ein Anstieg der HIV-Infektionen zeigen“, warnt Milenia Musaigwa vom Zimbabwe National Network of People Living with HIV. Laut UNAIDS leben rund 1,3 Millionen Simbabwer mit HIV.

Zudem „gibt es Bedenken, dass Frauen zu unsicheren Abtreibungen gezwungen werden“, um ungewollte Schwangerschaften abzubrechen, erklärt Fungisai Dube, Exekutivdirektorin von Citizens Health Watch, einer Organisation zur Überwachung der öffentlichen Gesundheit. Ruth Labode, Vorsitzende des Parliamentary Portfolio Committee on Health, ergänzt: „Es wird davon berichtet, dass ungewollte Teenagerschwangerschaften aufgrund fehlender Verhütungsmittel zunehmen.“

Sexuell aktive junge Frauen und Mädchen haben ein hohes Risiko für ungewollte Schwangerschaften. Laut einem Bericht des simbabwischen Webportals HealthTimes im April 2020 sind mehr als 70 Prozent von ihnen auf orale Verhütungsmittel und Kondome angewiesen, im Gegensatz zu längerfristigen Maßnahmen wie Spiralen.


Jeffrey Moyo ist ein Journalist aus Harare.
moyojeffrey@gmail.com