HIV/Aids

Fast geschafft

Nach 15 Jahren harter Arbeit meldet die UN einen signifikanten Rückgang der HIV-Neuinfektionen sowie der Aids-bedingten Todesfälle. Dies ist dennoch kein Grund zum Ausruhen.
Aufklärungskampagne in Cape Town. Bothma/picture-alliance/dpa Aufklärungskampagne in Cape Town.

Die kürzlich veröffentlichten Zahlen des UN-Programms zu HIV/Aids (UNAIDS) zeigen einen „bemerkenswerten Fortschritt“ im Kampf gegen die Krankheit. HIV-Neuansteckungen sind seit 2000 um 35 Prozent gesunken, bei Kindern sogar um 58 Prozent. Außerdem sterben weniger Menschen an den Folgekrankheiten von Aids. Im Jahr 2005 zählte UNAIDS noch 2,5 Millionen Aids-Tote. 2013 waren es 1,5 Millionen. UNAIDS zufolge konnte die weltweite Anti-Aids-Kampagne in den vergangenen 15 Jahren 30 Millionen HIV-Neuinfektionen verhindern und knapp 8 Millionen Menschen vor dem Tod bewahren.

Und dennoch waren 2014 noch 37 Millionen Menschen mit dem HIV-Virus infiziert. Ein Grund dafür ist, dass HIV-Infizierte heute länger leben, weil sie Zugang zu antiretroviralen Medikamenten haben, die das Virus unterdrücken. Im Juni 2015 bekamen 16 Millionen Menschen diese Medikamente, was laut UNAIDS vor 15 Jahren noch unvorstellbar war. Im Jahr 2000 hatte nur ein Prozent der Menschen mit HIV in Entwicklungs- und Schwellenländern Zugang zu Medikamenten. 15 Jahre später waren es 40 Prozent.

Trotz der Erfolge können sich die Aids-Bekämpfer nicht zurücklehnen, denn die Epidemie fordert immer noch zu viele Menschenleben. 2014 steckten sich etwa zwei Millionen Menschen mit dem HIV-Virus an, 1,2 Millionen Menschen starben an Aids-Folgekrankheiten.

Hinzu kommt, dass die Art und Weise, wie sich HIV/Aids ausbreitet, die globalen Ungleichheiten spiegelt. Fast zwei Drittel der HIV-Neuinfektionen geschehen in Subsahara-Afrika. UNAIDS zählte dort im vergangenen Jahr 1,4 Millionen Fälle. Danach folgen Süd- und Ostasien und die Pazifikstaaten mit 340 000 HIV-Neuinfizierten und Zentralasien und Osteuropa mit 140 000 Neuansteckungen. In West- und Mitteleuropa und in Nordamerika blieb die Ansteckungsrate seit 2000 ziemlich stabil.

Trotz sinkender HIV-Ansteckungsraten in den meisten Ländern bildet die MENA-Region (Middle East and North Africa) eine Ausnahme. Die UNAIDS-Statistik zeigt, dass dort die Ansteckungen in den vergangenen 15 Jahren um 26 Prozent zunahmen. Sorgen macht auch, dass sich dort sowie in Zentralasien und Osteuropa Aids-bedingte Todesfälle seit 2000 mehr als verdreifachten.

Von den 37 Millionen HIV-infizierten Menschen wissen rund 17 Millionen nichts von ihrer Erkrankung, schätzt UNAIDS. Sie gilt es schnell zu erreichen. Zeitgleich gibt es noch etwa 21 Millionen Menschen mit HIV, die keine angemessene medizinische Behandlung bekommen. Um das zu ändern, legt UNAIDS einen Fünfjahresplan vor, um die Situation schnell zu verbessern.

Hochgesteckter Fünfjahresplan

UNAIDS hat sich dafür ambitionierte Ziele gesteckt:

  • Bis 2020 sollen 90 Prozent der Menschen mit HIV ihren Gesundheitszustand kennen und Medikamente bekommen.
  • Im selben Zeitraum sollen neue HIV-Infektionen um 75 Prozent verringert und für Kinder ganz verhindert werden.
  • 90 Prozent der Jugendlichen sollen bis 2020 wissen, wie sie sich vor HIV schützen, genauso viele Erwachsene sollen Zugang zu HIV-Präventionsmaßnahmen und Verhütungsberatung haben.

Der Fünfjahresplan richtet sich auch gegen jede Form von Diskriminierung, schreibt UNAIDS. Demnach sollen 90 Prozent der Risikogruppen wie etwa Prostituierte, Gefangene und Drogenabhängige HIV-Präventionsangebote wahrnehmen können.

Für die Umsetzung benötigt UNAIDS aber viel Geld. Die Organisation fordert daher 30 Milliarden Dollar für die HIV/Aids-Bekämpfung in Entwicklungs- und Schwellenländern. Laut UNAIDS hat eine große Geldspritze auch Vorteile: Nach 2020 wird der Bedarf wieder sinken. Wenn die internationale Gemeinschaft jetzt nicht schnell und entschlossen handelt, könnte die Epidemie wieder auf den Stand von vor 10 Jahren zurückgehen, warnen die Experten.

Zwar sei der Plan sehr ehrgeizig, er berge aber auch die einmalige Chance, „den Lauf der Geschichte für immer zu verändern“. Zudem gliedert sich das UNAIDS-Vorhaben gut in die Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) der UN-2030-Agenda ein. Die UN will HIV/Aids bis 2030 ganz stoppen.

Theresa Krinninger


Link:
UNAIDS, 2015: AIDS by the numbers.
http://www.unaids.org/sites/default/files/media_asset/AIDS_by_the_numbers_2015_en.pdf

Governance

Um die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen, ist gute Regierungsführung nötig – von der lokalen bis zur globalen Ebene.