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Hijras

Geschichte der Marginalisierung

Im heutigen Südasien leiden Transvestiten und Transsexuelle, die „Hijras“ genannt werden, unter Diskriminierung und Ausgrenzung. Das war nicht immer so.
Pakistans erste Transgender-Nachrichtensprecherin Marvia Malik bei einer Pressekonferenz. Rana Sajid Hussain/picture-alliance/Pacific Press Agency Pakistans erste Transgender-Nachrichtensprecherin Marvia Malik bei einer Pressekonferenz.

In der Ära der Mogule galten Eunuchen am Hof als die vertrauenswürdigsten Diener mit der Bezeichnung „Khawaja Sira“. Sie konnten erhebliche Macht ausüben, hohes Ansehen genießen und beachtliche Reichtümer ansammeln. Sie überwachten den Harem, stiegen aber auch zu Generälen in der Arme, zu Lehrern der Monarchenfamilie oder zu Regierungsberatern auf.

All das endete mit dem Niedergang der Mogulenherrschaft und dem Aufstieg Englands als Kolonialmacht. Von 1871 an galt auf dem Subkontinent der Criminal Tribes Act (CTC), dem zufolge alle Eunuchen registriert und streng kontrolliert werden sollten. Generell standen sie unter dem Verdacht von Entführungen, Kastrationen und „Sodomie".

Der CTC machte das Tragen von Frauenkleidern für Männer zum Straftatbestand. Männern, die als Frau gekleidet und geschmückt in der Öffentlichkeit Aufmerksamkeit erregten, drohten bis zu zwei Jahren Gefängnis plus Geldstrafe. Das Gesetz kriminalisiert auch alle Personen männlichen Geschlechts, die zugaben, „impotent zu sein oder sich bei medizinischer Untersuchung als impotent erweisen".

Nach britischem Verständnis gab es nur zwei Geschlechter, und homosexuelle Handlungen waren verboten. Das Kolonialrecht nahm den Hirjas die Erwerbsmöglichkeiten. Sie hatten auch keine sonstigen Rechte, sondern wurden in immer tieferer Armut marginalisiert.

Historiker berichten, die Briten hätten die Hirjas als sichtbare soziokulturelle Gruppe mit eigener Genderidentität auslöschen wollen. Das ist ihnen zwar nicht gelungen, aber viele Religionsführer passten sich ihrer Sicht an. Heute sprechen sich konservative Mullahs gegen Rechtsschutz für Hijras aus – und das trägt dazu bei, dass dieses koloniale Erbe nur langsam überwunden wird.

Pakistans Supreme Court erkannte erst 2009 die Bürgerrechte der Hijras an, und bis das Parlament ein entsprechendes Gesetz verabschiedete, verging noch einmal fast ein Jahrzehnt (siehe Haupttext). In Indien verläuft die Entwicklung ähnlich. Kürzlich urteilte der dortige Supreme Court, freiwillige homosexuelle Handlungen zwischen Erwachsenen seien nicht verboten, sondern fielen in den Bereich der Privatsphäre. Hindu-Fanatikern missfiel dieser Richterspruch jedoch. Wie der Islam war auch ihre Religion in Vergangenheit viel liberaler als engstirnige Fundamentalisten das heute wahrhaben wollen. (mg)

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