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Kommunikation

Die Not ist groß – die Wirkung auch

Spender wollen sehen, dass sie mit ihrem finanziellen Beitrag etwas bewirken und das Leben anderer Menschen verbessern können. Hilfsorganisationen müssen deshalb in ihrer Außenkommunikation nicht nur Not darstellen, sondern auch Erfolge sichtbar machen.
Mourine Yilamonyuy aus Kamerun bestreitet ihren Lebensunterhalt mit ihrer eigenen Tierzucht. Erin Johnson/CBM Mourine Yilamonyuy aus Kamerun bestreitet ihren Lebensunterhalt mit ihrer eigenen Tierzucht.

Abgemagerte Menschen, ausgedörrte Felder, verhungertes Vieh: Jeder kennt die Spendenaufrufe, mit denen gemeinnützige Organisationen für Unterstützung werben. Den Hilfsbedarf in den Armutsregionen der Welt sichtbar zu machen ist Bestandteil nahezu aller Fundraising-Bemühungen. Heißt das, dass der Erfolg von Spendenaufrufen alleine von der Darstellung der Not lebt? Wäre es gar kontraproduktiv, Verbesserungen der Lebenssituation im globalen Süden aufzuzeigen, weil dann die Spendenbereitschaft sinkt?

So einfach ist es nicht. Natürlich ist die Darstellung des Bedarfs wichtig. Kaum jemand spendet für Menschen, denen es an nichts mangelt. Doch immer nur auf die Notsituation aufmerksam zu machen wird auch nicht funktionieren. Vor allem dauerhafte Unterstützer gewinnt man so kaum. Denn die fragen sich irgendwann, was mit dem bisher in das Projekt geflossenen Geld passiert ist und warum die Not trotz aller Bemühungen weiterhin so groß ist. Spendenorganisationen müssen also mit viel Fingerspitzengefühl das Darstellen der Not und das Sichtbarmachen von Erfolgen austarieren.

Jede seriöse Hilfsorganisation betreibt ein umfangreiches Projektmonitoring. Damit kann sie überprüfen und darstellen, inwieweit die gesetzten Ziele erreicht wurden. Diese Auswertungen bilden eine wichtige Basis auch für die Erfolgskommunikation mit Spendern. Wenn beispielsweise die Christoffel-Blindenmission (CBM) mit den Jahresspenden in Höhe von rund 202 000 Euro aus der Stadt Freiburg mehr als 6 700 Operationen am Grauen Star in Afrika, Asien und Lateinamerika finanzieren kann, dann ist das für viele eine beeindruckende Zahl. Denn sie zeigt: Selbst mit einem geringen Beitrag lässt sich viel bewirken. Eine Operation kostet im Durchschnitt 30 Euro.

Nicht nur in der medizinischen Hilfe ist die Darstellung des Erfolges auf den ersten Blick einfach. Auch bei anderen Maßnahmen, etwa im Bereich der Existenzsicherung, gibt es klare und objektive Messgrößen: Ein Mensch ohne oder mit nur geringem Einkommen erhält einen Kleinkredit, um sich ein wirtschaftliches Standbein aufzubauen. Kann der Kreditnehmer nach einer gewissen Zeit seinen Lebensunterhalt decken und den Kredit zurückzahlen, wird das Projekt als Erfolg gewertet.

Wir dürfen allerdings bei allem nachvollziehbaren Verlangen nach objektiver Messbarkeit von Erfolgen nicht vergessen, dass es in erster Linie darum geht, das Leben von Menschen zu verbessern. Ihr persönliches Schicksal darf nicht hinter den nackten Zahlen verschwinden. Das gilt für das interne Monitoring, vor allem aber auch für die Darstellung der eigenen Arbeit nach außen.

Aus diesem Grund begleitet die CBM regelmäßig Menschen, die an von ihr finanzierten Maßnahmen teilgenommen haben. Wie hat sich beispielsweise das Leben der mit 33 Jahren erblindeten Mourine Yilamonyuy aus Kamerun verändert, nachdem sie Workshops zur Existenzgründung und Treffen von Selbsthilfegruppen besucht hat? Es geht nicht nur darum zu zeigen, dass sie ihre eigene Tierzucht aufgebaut hat, mit der sie ihren Lebensunterhalt bestreiten kann. Gerade für Menschen mit Behinderungen bedeutet eine umfassende und dauerhafte Lebensverbesserung mehr als wirtschaftliche Eigenständigkeit – es geht auch darum, ihren sozialen Status zu stärken, um Akzeptanz und um Teilhabe an der Gesellschaft. Objektiv messen und mit Zahlen darstellen lässt sich das kaum.

Deswegen sollten Hilfsorganisationen in der Wirkungsmessung und der Kommunikation den Faktor „Mensch“ als wertvolle Größe an sich nicht außer Acht lassen – genauso wenig wie Erfolgszahlen und die große Not, die trotz aller Fortschritte in weiten Teilen der Welt immer noch herrscht.


Esther Dopheide leitet den Bereich Presse und Information der Christoffel-Blindenmission (CBM).
esther.dopheide@cbm.de

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