Kooperation

Apfelbäumchen gegen Panzer

Die Kölner Grundschule Irisweg und die Dar Al-Kalima Grundschule aus Bethlehem pflegen seit über 15 Jahren eine intensive Schulpartnerschaft. Das war nicht immer einfach.
Deutsche und palästinensische Grundschüler spielen gemeinsam im Pausenhof der Dar-Al-Kalima-Schule in Bethlehem beim Schüleraustausch 2011. Martin Verfürth Deutsche und palästinensische Grundschüler spielen gemeinsam im Pausenhof der Dar-Al-Kalima-Schule in Bethlehem beim Schüleraustausch 2011.

Im Jahr 2000 wurden unsere Partnerschaftsaktivitäten jäh unterbrochen. Im September sollte eigentlich ein erster kleiner Austausch stattfinden: Mit einigen Lehrern, Schülern und Elternvertretern wollten wir in unserer Partnerschule eine von Schülern gestaltete Ausstellung über Köln und unser Schulleben aufbauen.

Am Tag unserer Ankunft aber ging mittags Ariel Scharon auf den Tempelberg, was die Unruhen der 2. Al-Aqsa-Intifada auslöste. Die Dar-Al-Kalima-Schule wurde tags darauf aus Sicherheitsgründen geschlossen, später von israelischen Soldaten besetzt und dabei teilweise zerstört. Es begann der Bau der Mauer um Bethlehem. Zwar haben wir die Ausstellung noch aufgebaut, aber zu einer Begegnung mit Schülern, Lehrern oder Eltern kam es nicht.

Unter diesen erschwerten Bedingungen die Partnerschaft aufrechtzuerhalten kostete viel Kraft, Mut und Kreativität. Auf einmal mussten wir auch politisch Position bekennen. Wir haben uns für ein Leben in Frieden, körperlicher Unversehrtheit und Selbstbestimmtheit ausgesprochen. Auch die Schwerpunktsetzung der Partnerschaft änderte sich. Erschüttert durch die Geschehnisse starteten Schüler, Eltern und Lehrer eine beispiellose Reihe von Unterstützungsprojekten: Wir schickten Solidaritäts-Mails, veröffentlichten Berichte in Tageszeitungen, die Schüler gaben Radiointerviews für WDR und Deutschlandfunk, wir veranstalteten Lichterketten um die Schule und um den Kölner Dom, schrieben Briefe und Protestnoten an Politiker und Botschaften, machten Straßensammlungen und spendeten unserer Partnerschule schließlich symbolisch einen Apfelbaum.

Dieser Apfelbaum hat die Besetzung der Partnerschule heil überstanden. Im Dezember 2002 ging die Ausstellung „Apfelbäumchen gegen Panzer – Deutsch-palästinensische Partnerschaft im Zeichen des Nahost-Konfliktes“ mit Fotos, Bildern und Texten von Schülern aus beiden Schulen auf Reise durch Schulen Kölns.

Als sich das Leben in Bethlehem an die neuen Bedingungen angepasst hatte, lief auch der Kontakt zur Schule wieder in gewohnten Bahnen. 2003 starteten wir ein neues Projekt: den gemeinsamen Aufbau von Schulgärten. Mit einem Spenden-Marathon wollten unsere Schüler die Entfernung zwischen Köln und Bethlehem symbolisch überwinden und das Geld der Partnerschule übergeben. Vier Jahre später, im April 2007, war der Schulgarten fertig: Der mit unseren Spenden errichtete Teil heißt „Kölner Garten“. Darin steht auch unser Apfelbäumchen aus dem Jahr 2000. (mv)

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