Beschäftigung
Pakistan braucht Arbeitsplätze
Von Afshan Subohi
Das pakistanische Großkapital fühlt sich mit CPEC sichtlich unwohl. Keiner bestreitet, dass der CPEC die Logistik erleichtern und Energieengpässe mindern wird, aber die Wirtschaf fürchtet, gegen die starke chinesische Konkurrenz nicht anzukommen. Chinesische Unternehmen könnten auch noch das letzte bisschen übernehmen, das von Pakistans Produktionsbasis übrig ist.
Ein verstimmter Magnat, der nicht namentlich genannt werden möchte, verweist darauf, dass „hirnlose Liberalisierungspolitik zu einem Zustrom von billigen Importen geführt hat, weshalb in den letzten drei Jahrzehnten viele lokale Unternehmen vertrieben wurden“. Nicht nur Hightech-Waren wie Mobiltelefone werden aus China eingeführt, sondern alles – von Nadeln, Gebetsmatten und Spielzeug bis hin zu Hühnerfleisch.
Pakistan braucht eine bessere Infrastruktur, darüber sind sich die meisten Ökonomen einig. Doch bislang waren die klammen Behörden nicht in der Lage, Großprojekte zu finanzieren. Aber auch andere Faktoren, etwa die angespannte Sicherheitslage, schaden dem Geschäftsklima.
In der Großindustrie ging das Wachstum in den letzten Jahren nur langsam voran. Das Kapital floss in schnellere Optionen wie Kapitalmärkte und Immobilien. Der Anteil der Produktion am BIP, die ungelernte Arbeitskräfte beschäftigt, ist geschrumpft. Das ist ein verheerender Trend, da es im Land Massen von arbeitslosen Jugendlichen gibt. Um die Armut zu mindern, werden Jobs gebraucht.
Da viele Privatinvestoren wenig Spielraum im eigenen Land sahen, investierten sie im Ausland. Einige verloren viel Geld, als die Immobilienblase von Dubai platzte. Zugleich zog Pakistan kaum ausländische Direktinvestitionen an – und ausländische Gesellschaften investieren grundsätzlich nicht, solange sie nicht sehen, dass auch inländische Unternehmen dabei sind.
Der CPEC schafft die dringend benötigte Infrastruktur. Die große Frage ist aber, ob die pakistanische Industrie in der Lage ist, die neuen Chancen zu nutzen.
Die Regierung zeigt sich optimistisch. Nadeem Jawaid von der pakistanischen Planungskommission sagt: „Wir sind Meister der Marktwirtschaft.“ Er betrachtet den Privatsektor als „wichtigsten Treiber des Wachstums“ und fordert von der Wirtschaft, „ihre Vorbehalte fallen zu lassen“. Seiner Ansicht nach beruhen die Vorbehalte oft „auf Missverständnissen, die von bestimmten Interessen verbreitet werden“. Er nennt keine Namen, aber viele Pakistaner lesen heraus, was mit „Interessen“ gemeint ist: die USA und Indien. Die Regierungen beider Länder betrachten die enger werdenden Beziehungen zwischen Pakistan und China argwöhnisch.
Unabhängige Beobachter sehen das differenzierter. Der Pakistan Business Council ist ein Wirtschafts-Thinktank. Er äußert Bedenken am Zustrom chinesischer Experten und womöglich auch Arbeiter für einige CPEC-Projekte. Ein solcher Trend würde die Jobmöglichkeiten für Pakistaner untergraben. Der Rat fordert mehr Transparenz in Bezug auf CPEC-Projekte.
Die wichtigste Frage ist jedoch, ob der CPEC langfristig für Beschäftigung sorgen wird. Es ist bedenklich, dass Pakistan keine überzeugende Gewerbepolitik hat. Die Regierung hat es versäumt, Nischen für Unternehmen zu fördern, um mit dem Export von Wertschöpfungsgütern zu beginnen. Bangladesch und Vietnam haben das weit besser gemacht. Aktuelle Trends deuten darauf hin, dass Pakistan zunehmend zu einem Land wird, das Rohstoffe exportiert und Waren importiert.
Das wird dazu führen, dass die Massen arm bleiben und Unzufriedenheit das Land politisch weiter destabilisieren wird. Große Wettbewerbsvorteile wird der CPEC zudem kaum bringen, da China auch in die Infrastruktur anderer asiatischer Länder investiert.
Westliche Beobachter sorgen sich aus gutem Grund um die Arbeitsbedingungen in Bangladesch und Vietnam. In beiden Ländern haben Arbeiter ein hartes Los. Noch schlimmer ist es allerdings, überhaupt keinen Job zu finden – so wie es vielen armen Pakistanern ergeht.
Afshan Subohi ist eine pakistanische Wirtschaftsjournalistin. asubohi@hotmail.com