Glaube
Weniger Kirchenbesucher seit der Covid-19-Pandemie
Dafür ermöglichten es digitale Technologien, Gottesdienste online über Plattformen wie Zoom und WhatsApp zu verfolgen. Jetzt, da physische Treffen wieder erlaubt sind, kehren die Besucher aber nicht in die Kirchen zurück, beklagen die Glaubensgemeinschaften.
Kirchengemeinden sind nicht nur für Glaubensfragen da, sondern sie sind auch Wirtschaftsunternehmen. Je mehr Anhänger eine Kirche hat, desto mehr Geld können die Pastoren oder Glaubensführer von den Gläubigen einnehmen.
Während der Corona-Lockdowns wurde das Kirchengeschäft digitalisiert und es wurden „Zoom-Kirchen“ eröffnet. Das war ein lukratives Unterfangen, da die Kirchen mehrere Gottesdienste abhalten, Teilnehmer aus der ganzen Welt gewinnen und Spenden (Zehnte, Opfergaben) über digitale Zahlungsplattformen einsammeln konnten.
Gemeindemitglieder verlassen ihre Kirchen
Jetzt, wo die Pandemie abklingt, verlieren viele Kirchen in Südafrika Anhänger: „Durch die Rückkehr von online zu offline sind viele meiner Gemeindemitglieder verschwunden“, sagt Pastor Leonard Cele von der Greater Africa Boksburg Church in Johannesburg. „Die Zoom-Kirchen, die wir im Jahr 2020 veranstaltet haben, bedeuteten, dass meine Gläubigen per Mausklick fünf verschiedene Gottesdienste in fünf Kirchen an einem Tag besuchen konnten und zwar von ihrem Laptop von zu Hause aus. Jetzt gibt es kaum mehr Zoom-Kirchen, und 30 Prozent der Gemeindemitglieder erscheinen nicht mehr persönlich in der Kirche. Ich weiß nicht, ob ich sie an konkurrierende Kirchen verloren habe oder ob sie den Glauben kurzzeitig oder ganz aufgegeben haben“, sagt Cele.
Die Rückkehr zur Normalität nach der Pandemie war für Menschen und Institutionen auf der ganzen Welt nicht einfach. Für Pastoren wie Cele hat die Rückkehr zur Normalität neue Herausforderungen mit sich gebracht. Die Gläubigen können nicht mehr mehrere Messen besuchen, sondern müssen sich für eine Kirche entscheiden. „Das ist eine Krise für die Pastoren. Sie haben natürlich weniger Einnahmen, wenn die Gläubigen ihre Kirchen verlassen“, sagt Kudakwashe Magezi, ein Dichter aus Johannesburg.
Südafrika verhängte strenge Lockdowns, und es wurden Massenveranstaltungen wie Bierhallen, Sportveranstaltungen und Hochzeiten, aber auch Gottesdienste verboten. Die Kirchen sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in Südafrika, da sie Steuern zahlen müssen. Auch die Pastoren zahlen eine Einkommensteuer und leisten Beiträge zum Arbeitslosenversicherungsfonds. Im Jahr 2022 nahm die südafrikanische Steuerbehörde SARS nach einer Prüfung von 33 Kirchen, die bislang keine Steuern bezahlt hatten, über 740 Millionen Rand (40,1 Mio. €) von den Kirchen ein.
Nyasha Bhobo ist freie Autorin aus Südafrika.
nyashabhobo@gmail.com