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Während in deutschen Bildungseinrichtungen allmählich das Bewusstsein dafür wächst, wie wichtig es ist, Kontakt zu Absolventen zu halten, ist InWEnt schon einen Schritt weiter. Aus Sicht des Geschäftsführers Bernd Schleich ist die systematische Betreuung der Alumni von InWEnt (sowie der Vorgänger­organisationen Carl-Duisberg-Gesellschaft und Deutsche Stiftung für Internationale Entwicklung) eine Kernaufgabe des weltweit tätigen Unternehmens für Personalentwicklung, Weiterbildung und Dialog: Nur so sei die Nachhaltigkeit der Arbeit zu sichern.


[ Interview mit Bernd Schleich ]

Sie haben neulich bei InWEnts panafrikanischen Alumnitreffen in Dar es Salaam ehemalige Teilnehmer getroffen. Was hat Sie dort am meisten beeindruckt?
Besonders imponiert hat mir, dass die Teilnehmer, deren Fortbildungsaufenthalt teilweise Jahre zurückliegt, immer noch mit großem Interesse dabei sind und an den Themen fachlich weiter arbeiten. Teilnehmer aus einem Programm für Krankenhausmanager aus afrikanischen Ländern beispielsweise haben sich mittlerweile so gut vernetzt, dass sie eine eigene kleine Fortbildungsinstitution bilden. Sie tauschen ihr Wissen aus und teilen Erfahrungen, wie sie Ideen aus ihrer Weiterbildung in Deutschland umsetzen können. Dieses Selbstverständnis, sich unabhängig von InWEnt zu vernetzen, begrüße ich sehr.

Gibt es etwas, das Sie überrascht hat?

Beeindruckt haben mich die guten Deutschkenntnisse vieler Teilnehmer. Die meisten sprechen noch so gut, dass sie eine normale Konversation halten können – und das, obwohl sie maximal ein Jahr in Deutschland waren. Überhaupt haben sie größtenteils gute Erinnerungen an diese Zeit. Eine wichtige Rolle spielen dabei die konkreten Erfahrungen, die sie gemacht haben – sei es in ihrem Praktikumsbetrieb, in InWEnts Einreisezentrum in Saarbrücken oder andernorts.

Warum befähigt InWEnt zur Selbsthilfe?

Unser Weiterbildungsansatz befähigt zur Selbsthilfe, indem wir Experten nicht aus Deutschland schicken, sondern Experten aus Entwicklungsländern in Deutschland und vor Ort qualifizieren. Dadurch fördern wir mit punktuellen Maßnahmen weltweit eine Leistungs- und Verantwortungselite, die, untereinander vernetzt, Veränderungen in ihren Institutionen und Gesellschaften initiiert und mitprägt. Und das wiederum bestärkt die Ownership, wie sie die internationale Gebergemeinschaft fordert.

Weshalb halten Sie Alumniarbeit für wichtig?

Zunächst wollen wir selbstverständlich wissen, wie gut unsere Trainingsprogramme funktionieren. Dafür brauchen wir den langfristigen Kontakt. Früher haben wir Teilnehmer nur nach den Kursen gefragt, ob unsere Ausbildung gut war. Das war eine reine Output-Orientierung. Heute stellen wir dagegen die Frage, was die Menschen vor Ort mit dem Gelernten machen. Ob unsere Arbeit die angestrebte Wirkung hat, können wir nur herausfinden, wenn wir auch nach längerer Zeit die Einschätzung der Teilnehmer einholen. Deshalb investieren wir viel Energie, Geld und Arbeitszeit in die Kontakte.

Die Alumniarbeit dient also dem Monitoring.

Ja, aber nicht nur. Beide Seiten können davon profitieren. Wir sehen, ob und wie Teilnehmer Ideen aus unseren Kursen in ihren Heimatländern umsetzen. Und den Teilnehmern hilft der Kontakt, Fragen zu klären, die erst nach der Rückkehr auftreten. Man kann im Grunde sagen, dass die Arbeit von InWEnt, die sich ja in erster Linie auf Weiterbildung bezieht, erst mit der Alumni-Arbeit wirklich Früchte trägt. Auf Dauer entstehen so wertvolle Wechselwirkungen: Wir lernen die Wünsche und Sorgen der Partner besser kennen, und die Partner verstehen besser, wie Problemlösungen in Deutschland oder Europa funktionieren. Kurz: Professionelle Alumnibetreuung ist für uns eine Kernaufgabe, nicht eine zusätzliche Leistung.

Über welche Medien bleiben Sie mit den Alumni in Kontakt?

Zwei wichtige Instrumente sind für uns der Global Campus 21und das Alumni-Portal. Mit dem Portal lassen sich alle Trainingsangebote für Alumni, alle Alumninetzwerke und wichtige Beteiligungs- und Informationsmöglichkeiten wie der Alumni-Newsletter finden. Von großer Bedeutung sind auch die Möglichkeiten, deutsche Sprachkenntnisse zu vertiefen und zu pflegen, etwa durch einen kostenlosen Online-Deutschkurs. Der Global Campus 21 ist eine virtuelle Lern- und Kommunikationsplattform, die InWEnt ins Leben gerufen hat, und legt die Grundlagen für die weitere Kooperation mit InWEnt und die Vernetzung der Alumni untereinander. Das läuft in erster Linie über Fachforen, die am Anfang – also während und kurz nach den Fortbildungen – von uns moderiert werden, mit der Zeit aber zunehmend unabhängiger von InWEnt laufen. Dort können wir auch sehen, wie viele Personen sich an diesen virtuellen Netzwerken beteiligen. Das ist faszinierend. Mehrere zehntausend aus aller Welt kommunizieren aktiv über diese Plattform. Da ist wirklich etwas entstanden, was wir als „internationale Lerngemeinschaft“ bezeichnen. Die Teilnehmer nutzen dieses Angebot sehr aktiv. Sie legen darauf mehr Wert als auf finanzielle Unterstützung nach den Kursen.

Portal und Global Campus 21 sind aber nur zwei von vielen Optionen, über das Internet Kontakte zu pflegen.

Wie die Teilnehmer sich privat vernetzen, wissen wir natürlich nicht. Manche Ent­wick­­lungen können wir aber durchaus verfolgen. Aus von Alumni selbst initiierten Vereinigungen entstehen immer wieder eigenständige Fachforen. Ein Beispiel ist etwa die Asian Society for Environmental Protection, eine asiatische Umweltvereinigung. Sie wurde von einer ehemaligen Teilnehmerin in Deutschland gegründet. Inzwischen arbeitet sie seit vielen Jahren erfolgreich in Asien. Neuerdings ist diese Initiative auch wieder ein Partner von InWEnt. Es gibt viele solcher Beispiele. In Lateinamerika hat sich etwa schon in den 80ern aus einem Programm der Carl-Duisberg-Gesellschaft zur Fortbildung von Fertigungsleitern in Industriebetrieben ein Netzwerk gegründet, das heute immer noch aktiv ist.

Inwieweit ist es denn sinnvoll, Angebote wie den Global Campus 21 geschlossen zu halten? Im Internet sind ja vor allem offene Foren erfolgreich.

Ja, das stimmt. Es ist nicht sinnvoll, Foren grundsätzlich geschlossen zu halten. Deswegen sind auch nur bestimmte Teile der Website geschützt. Die zum Beispiel, wo Teilnehmergruppen, die gemeinsam in Deutschland waren, untereinander weiterkommunizieren. Der überwiegende Teil des Alumni-Portals ist öffentlich zugänglich, und es gibt große Foren für alle Alumni.

Heißt das, dass Sie Passwörter nur für den Zugang zu Foren vergeben, in denen exklusiv die Teilnehmer spezieller Kurse diskutieren?

Genau. Das ist vor allem bei Kursen relevant, bei denen wir mit E-Learning-Programmen arbeiten, die wir kommerziell betreiben. Dass wir die geschlossen halten, ist natürlich klar.

Wie sehen Sie Nachkontaktarbeit in Deutschland generell?

Ich habe das Gefühl, dass das Verständnis für diese Dinge in Deutschland gerade erst erwacht. Auch die Universität Göttingen, an der ich studiert habe, hat seit etwa einem Jahr eine Ehemaligenvereinigung. Ich glaube, dass Alumniarbeit vor allem wegen der guten Vorbilder im anglo-amerikanischen Raum auch in Deutschland an Bedeutung gewinnt. Das ist eine sehr gute Sache. Deshalb begrüße ich auch die Entscheidung des BMZ, ein Alumni-Portal Deutschland einzurichten.

Was ist das?

Auf dem Alumni-Portal Deutschland können sich alle Menschen weltweit, die in Deutschland studiert oder an einer Fortbildung teilgenommen haben, registrieren. Dabei ist egal, ob sie ihren Aufenthalt selbst finanziert haben oder ob sie mit InWEnt, dem DAAD oder der Alexander-von-Humboldt Stiftung in Deutschland waren. Aufgebaut ist diese neue Plattform ähnlich wie das kommerziell betriebene Business-Netzwerk Xing. Wir wollen damit der Nachfrage nach weiteren fachlichen wie auch persönlichen, kulturellen und politischen Kontakten unserer Teilnehmer entgegenkommen. Gleichzeitig wollen wir auch Kontakte zwischen Alumni und der deutschen Wirtschaft vermitteln.

Gibt es schon einen Namen für den neuen Internetauftritt?

Er heißt APD – Alumni-Portal Deutschland – und wird seit Januar von InWEnt koordiniert. An der Realisierung sind außerdem das Goethe-Institut, der DAAD, die ZAV und die AGEF beteiligt.

Die Fragen stellte Hans Dembowski.