Entwicklung und
Zusammenarbeit

Kommentar

Geld für geschützten Geschlechtsverkehr

In einem interessanten Versuch will die Weltbank das bewährte Prinzip der „conditional cash Transfers“ zum Eindämmen von HIV/Aids nutzen. In diesem Jahr soll ein Pilotprojekt im südlichen Tansania anlaufen.

[ Von Eleonore von Bothmer ]

3000 junge Tansanier zwischen 15 und 30 Jahren sollen in den kommenden drei Jahren von der Weltbank dafür bezahlt werden, geschützten Geschlechtsverkehr zu haben – und sich nicht mit Aids anzustecken. Wie die Financial Times berichtete, sollen sie 45 Dollar erhalten, wenn bei regelmäßig durchgeführten Laboruntersuchungen keine sexuell übertragenen Krankheiten festgestellt werden. Dieser Betrag entspricht etwa einem Viertel des Jahreseinkommens der meisten Teilnehmer.

Die Wissenschaftler, die diese Pilotstudie planen, hoffen, dass der finanzielle Anreiz – die „umgekehrte Prostitution“ – Menschen langfristige Konsequenzen ihres Verhaltens besser bedenken lässt. Die Forscher glauben, dass die Belohnung, kombiniert mit Beratung, die Infizierungsrate vor allem der besonders gefährdeten Zielgruppe – junge Frauen – reduzieren kann. Diese sind nämlich in Afrika häufig auf Geschenke von Liebhabern angewiesen; wenn sie über mehr eigenes Geld verfügen, könnte ihre Verhandlungsmacht, auch was den Gebrauch von Kondomen angeht, steigen. Um herauszufinden, ob das Modell funktioniert, soll es auch eine Kontrollgruppe geben, die kein Geld erhält.

So genannte „conditional cash transfers“ haben sich in Mexiko und Brasilien bewährt. Allerdings ging es dort nicht um Sexualverhalten: Dort bekommen arme Familien Geld, wenn die Kinder geimpft werden und zur Schule gehen.

Die Weltbank will das neue Programm noch in diesem Jahr starten, um die Ausbreitung von HIV und Aids zu begrenzen. Zu Recht. Obwohl jährlich weltweit Millionen in Prävention und Behandlung gesteckt werden, wurden auch im vergangenen Jahr wieder 2,5 Millionen Neuinfektionen – vor allem südlich der Sahara – registriert. Am wissenschaftlichen Konzept wird noch gefeilt und eine ethische Überprüfung steht noch aus. Das Experiment ist sinnvoll. Falls der Versuch nicht zustande kommen sollte, wäre es ein Jammer, wenn er an engstirniger Sexualmoral im Schatten des Weißen Hauses in Washington scheitern würde.

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