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Jugend

Die Schicksale zweier ­Teenagermütter

In Nigeria wird das Leben vieler Mädchen durch eine frühe Schwangerschaft zerstört. Das betrifft den christlich geprägten Süden ebenso wie den muslimisch geprägten Norden.
Teenager sollten zur Schule gehen, nicht Eltern werden: Schulmädchen im Bundesstaat Kano in Nigeria. Sunday Alamba/picture-alliance/AP Photo Teenager sollten zur Schule gehen, nicht Eltern werden: Schulmädchen im Bundesstaat Kano in Nigeria.

Maria O. war plötzlich übel, zugleich fühlte sie eine innere Leichtigkeit. Die 14-Jährige hatte keine Ahnung, warum. Sie hatte Tetracyclin eingenommen, nachdem sie mit ihrem Freund geschlafen hatte, denn sie dachte, das Antibiotikum habe eine verhütende Wirkung. Sie hatte kaum Ahnung von Reproduktionsmedizin und Sexualität.

„Alle erzählten uns, wenn ein Junge dich einfach nur berührt oder dich intensiv anschaut, kannst du schwanger werden“, sagt Maria. „Ich merkte dann, dass das nicht stimmte.“ Sie hörte von verschiedenen Verhütungsmethoden. „Eine Freundin sagte, ich könne nach dem Sex ein starkes Antibiotikum nehmen, also entschied ich mich für Tetracyclin.“ Maria traute sich nicht, die Apothekerin nach der Wirkung zu fragen. „Sie hätte das meiner Mutter erzählt, wir gehen in dieselbe Kirche.“

Maria brach die Schule ab. Ihre Eltern behielten sie zu Hause, bis sie ihr Baby bekam. Mit 15 Jahren war sie Mutter – eine Rolle, der sie nicht gewachsen war. Ihre Familie schämte sich und wurde plötzlich gemieden. Marias Mutter erzählt: „Mein Mann und ich genießen in der Kirche normalerweise viel Respekt, aber dann wurden wir in den Hintergrund gedrängt.“ Gemeindemitglieder warfen ihnen vor, ihrer Tochter nicht Sitte und Anstand beigebracht zu haben. Eine Zeitlang verstieß der Vater sogar Mutter und Tochter. „Auf Drängen der Älteren hat er uns zurückkehren lassen“, sagt Marias Mutter.

Marias Freund bestritt zunächst, mit Maria geschlafen zu haben. Seine Eltern hatten ihm gedroht, wenn er ein Mädchen schwängere, müsse er es heiraten. Doch die Wahrheit kam ans Licht, denn er hatte vor seinen Freunden geprahlt, Maria erobert zu haben. Hastig wurde eine Hochzeit arrangiert. Das war vor sechs Jahren. Maria hat inzwischen drei Kinder. Sie ging nicht wieder zur Schule, machte keine Ausbildung. Auch ihr Ehemann brach die Schule ab. Er lernte informell, Autos am Straßenrand zu reparieren. Das Geld für Lebensmittel, Schulgebühren und andere Bedürfnisse ist immer knapp.

Erschwerend kommt für Maria hinzu, dass ihr drei Jahre älterer Ehemann sie regelmäßig misshandelt. „Er sagt mir ständig, ich hätte sein Leben zerstört“, berichtet Maria. „Er sagt, wenn ich nicht schwanger geworden wäre, hätte er die Oberschule beenden können, und er sagt, ich hätte schlauer sein müssen.“ Maria erzählt, sie hätte ihren Mann niemals geheiratet, hätten die Konventionen sie nicht dazu gezwungen.

Auch Aisha M.s Geschichte ist traurig. Sie wurde mit 11 Jahren verheiratet, vermutlich aus religiösen Gründen. Schon bald wurde sie schwanger. Mit 16 Jahren hatte sie drei Kinder.

Ihr junger Körper litt unter den Strapazen von Schwangerschaft und Geburt. Durch Komplikationen während der Wehen bekam sie eine Fis­tel. Diese entsteht, wenn die Blutzufuhr für das Gewebe zwischen Scheide und Blase eingeschränkt ist und Gewebe abstirbt, sodass Löcher entstehen, durch die das Urin fließt.

Aisha ließ sich zwei Mal operieren, jedoch ohne Erfolg. Sie trägt nun stets einen Katheter mit sich herum, damit sie sich nicht einnässt. Ihr Ehemann ließ sich – anders als üblich – nicht scheiden, aber er vernachlässigt sie und hat eine zweite Frau geheiratet.
Maria und Aisha leben hunderte Kilometer voneinander entfernt. Ihre Schicksale sind nur zwei Beispiele für das Elend, mit denen Teenagermütter in Nigeria konfrontiert sind.

 

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