Entwicklung und
Zusammenarbeit

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Friedensförderung: Professionalität gefragt

Thania Paffenholz and Luc Reychler:
Aid for peace. A guide to planning and evaluation for conflict zones.
Nomos Verlag, Baden-Baden 2007, 160 p., €12.00, ISBN 978-3-8329-2582-6

Gewaltkonflikte, ihre Nachwirkungen oder die Gefahr solcher Konflikte prägen heute das Leben in zwei Dritteln der Länder der Welt. Friedenswahrung und -förderung sind zu zentralen Bausteinen aktiver Außenpolitik geworden. Aber wie plant, wie misst man Frieden? Wie vermeidet man, dass Vorhaben der Entwicklungszusammenarbeit oder der Humanitären Hilfe unbeabsichtigt Konflikte verschärfen?

Einfache Antworten darauf kann es nicht geben – zu komplex sind die Ursachen und der Verlauf jedes Konflikts. Entsprechend intensiv wurde in den vergangenen zehn Jahren darüber diskutiert, wie Friedensförderung professionalisiert und zum Querschnittsthema der Entwicklungszusammenarbeit und der Humanitären Hilfe gemacht werden kann. An dieser Diskussion haben Thania Paffenholz und Luc Reychler sich maßgeblich beteiligt. Ihr neues Buch markiert den gegenwärtigen Stand der Debatte.

Es richtet sich in erster Linie an Praktiker. Ihren theoretischen Ansatz haben Reychler und Paffenholz 2001 in ihrem Sammel­band „Peacebuilding: A Field ­Guide“ dargestellt. „Aid for Peace“ ist gleichsam der anwendungsorientierte Folgeband dazu. Im ersten Teil des neuen Buches stellen sie den übergreifenden Ansatz „Aid for Peace“ vor, wonach unter anderem Konflikt­analysen systematisch in die Planung, Umsetzung, Wirkungsbeobachtung und abschließende Auswertung von Hilfsprojekten und -programmen integriert werden sollen. Der zweite Teil zeigt, was „Aid for Peace“ für die Planung und Evaluierung von Vorhaben bedeutet, deren unmittelbares Ziel die Friedensförderung ist. Der dritte Teil stellt dar, wie der Ansatz darüber hinaus auch in die Steuerung anderer Vorhaben der Entwicklungszusammenarbeit und der Humanitären Hilfe integriert werden kann. Ein sehr nützlicher vierter Teil geht auf Einzelfragen der Umsetzung ein.

Wiederholt machen Paffenholz und Reychler deutlich, dass Friedensförderung ein politischer Prozess ist, der nicht wertneutral ist, sondern von ethischen Prämissen ausgeht; das schützt davor, den Ansatz rein technisch zu betrachten und zu überschätzen. Zugleich stellen sie detailliert das verfügbare Instrumentarium vor; das ist die Voraussetzung einer Professionalität, ohne die die ethischen Ansprüche nicht einlösbar wären. Auch wenn Frieden sich nicht „machen“ lässt, müssen doch die Ziele und Methoden einer Intervention und die Indikatoren für ihre Bewertung so genau wie möglich benannt werden. Dazu bietet das Buch logische Schrittfolgen und Kriterien an. Es betont, dass die von einem Konflikt Betroffenen durchgängig beteiligt werden müssen, da sonst eine nachhaltige Konflikttransformation nicht möglich sei.

Reychler und Paffenholz behaupten nicht, dass sich in komplexen Konflikten die langfristige Wirkung einer Maßnahme verlässlich planen oder zurechnen ließe. Hier kommen Lebenserfahrung, politisches Gespür und kommunikative Fähigkeiten ins Spiel. Treffend empfehlen sie daher am Schluss, Anfänger in Teams von erfahrenen Experten einzubinden. Das Buch, das unter anderem vom BMZ gefördert wurde, wendet sich an alle, die im entstehenden Berufsfeld des Peacebuilding arbeiten. Sie sollten es nutzen.

Tilman Evers