Behinderung
Schweres Schicksal
Es ist ungerecht, dass die Betreuung von Menschen mit Behinderungen fast ausschließlich den Frauen überlassen wird und die meisten Männer sich ihrer Verantwortung entziehen. Hinzu kommt eine gesellschaftliche Ächtung der betroffenen Familien. Viele Menschen betrachten behinderte Kinder als einen Fluch, der den Eltern von einer übernatürlichen Macht auferlegt wird, um sie für ein Unrecht zu bestrafen. Diese bizarre Denkweise, deren Ursache sicher auch mit der Armut zu tun hat, ist in den Köpfen der Menschen verankert.
Die 34-jährige Loveness Mikaeli, Mutter von drei Kindern, bekommt dies zu spüren. Ihr erstgeborenes Kind Hannah kann weder gehen noch stehen. Zum Glück unterstützt sie ihr Mann, doch seine Verwandten und Nachbarn beleidigen und beschimpfen sie wegen der Behinderung ihres Kindes. „Es ist sehr schwer, denn sowohl wir Frauen als auch unsere Kinder leiden unter Gewalt und Missbrauch“, sagt Mikaeli.
Noch schlimmer erging es der 30-jährigen Luwiza Davidson, Mutter eines siebenjährigen behinderten Mädchens. Das Kind leidet an Zerebralparese, einer Erkrankung, die die Bewegung und den Gleichgewichtssinn einschränkt. „Seit meine Tochter mit dieser Behinderung geboren wurde, hat sich mein Mann verändert. Er hat mich völlig im Stich gelassen, und die Liebe zwischen uns ist verschwunden. Er hat eine andere Frau geheiratet und unterstützt mich und unser Kind nicht mehr“, sagt sie.
Um Eltern mit behinderten Kindern zu unterstützen, wurde eine Vereinigung namens Parents of Disabled Children Association of Malawi (PODCAM) gegründet. Sie ist in verschiedenen Regionen tätig. „Wir haben landesweit über 18 000 Mitglieder, die meisten von ihnen sind Frauen mit behinderten Kindern. Der Großteil der Frauen wurde von ihren Ehemännern verlassen“, sagt Emily Maunde, Vorsitzende der PODCAM-Sektion in der Zentralregion des Landes. Sie sagt, dass die meisten der verlassenen Mütter arm sind, keine Arbeit haben und ihre Kinder allein aufziehen.
„Diese Frauen sind verbittert wegen dem, was sie durchgemacht haben. Manche Ehemänner sagen ganz offen, dass die Geburt eines behinderten Kindes ein Zeichen dafür ist, dass die Mutter verflucht ist. Sie benutzen diese Ausrede, um Frau und Kind zu verlassen und wieder zu heiraten“, erklärt die Geschäftsführerin von PODCAM, Lyness Manduwa.
Die Rechte von Menschen mit Behinderungen sind ebenso wie die Rechte von Frauen in der Verfassung Malawis und anderen Gesetzen verankert. Die Gesetze stellen jede Form von Missbrauch und Gewalt gegen Menschen mit Behinderungen und Frauen unter Strafe. Aktivisten sind jedoch der Meinung, dass diese gesetzlichen Bestimmungen nicht ausreichen.
„Als Organisation haben wir versucht, diese Männer vor Gericht zu bringen, damit das Gericht ihnen auferlegt, ihre Familien zu unterstützen. In einigen Fällen ist dies gelungen, in vielen Fällen aber nicht“, sagt Maunde.
Raphael Mweninguwe ist freier Journalist in Malawi
raphael.mweninguwe@hotmail.com