Nato-Truppen

Skepsis unter Afghanen

Während eine Umfrage zeigt, dass die Stimmung in Afghanistan immer schlechter wird, hat US-Präsident Obama angekündigt, weitere 17 000 Soldaten an den Hindukusch zu schicken. Auch Deutschland will seine Truppen aufstocken.

In Afghanistan wird nicht nur die Sicherheitslage immer schlechter, sondern auch die Stimmung in der Bevölkerung. Laut einer repräsentativen Umfrage, die das Afghan Institute for Social and Public Opinion Research im Auftrag von ARD, ABC und BBC durchgeführt hat, meint nur noch eine Minderheit von 40 Prozent der Afghanen, dass sich ihr Land in die richtige Richtung bewege. 38 Prozent hingegen finden, es gehe in die falsche Richtung; im Oktober 2005 waren nur sechs Prozent dieser Meinung. In den Kriegsprovinzen im Südwesten sieht es noch schlechter aus: hier äußerten sich nur 20 Prozent positiv über die US- und Nato-Truppen, 47 Prozent gaben zudem den USA, der Nato und der Isaf die Schuld am Konflikt. Die größte Gefahr für das Land stellen für 68 Prozent die Taliban dar. Die Gründe für den Stimmungsumschwung sind laut der Studie regional unterschiedlich: Während im relativ ruhigen Norden vor allem die schlechte Wirtschaftslage die Stimmung drücke, spielt im umkämpften Süden zusätzlich die allgegenwärtige Gewalt eine Rolle.

Um Sicherheit zu schaffen, sollen in den nächsten Monaten noch mehr ausländische Truppen nach Afghanistan ge­schickt werden: US-Präsident Barack Obama kündigte an, 17 000 zusätzliche Soldaten zu entsenden, und auch Deutschland plant, sein Truppenkontingent vom Sommer an um 600 Soldaten aufzu­stocken. 200 von ihnen sollen nur zur Absicherung der Wahlen in das Land geschickt werden. Die Präsidentenwahl ist für Ende August geplant, ein genauer Zeitpunkt steht aber derzeit noch nicht fest.

Derzeit hat die Nato-geführte Isaf gut 55 000 Soldaten im Land stationiert, darunter knapp 3500 deutsche und 24 900 aus den USA. Mohammed Eschak vom afghanischen Außenministerium begrüßte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP die Zusagen, denn mit weniger internationalen Truppen vor Ort werde die afghanische Armee unweigerlich in den Kampf gegen den Terrorismus eingebunden und komme nicht wie vorgesehen mit ihrer Ausbildung voran.

Wie schwierig es wird, die Stimmung im Land wieder zu drehen, wird auch der neue US-Sondergesandte Richard Holbrooke erkunden. Verstärkung bekommt er auf Bitten der Amerikaner durch einen ebenfalls neu ernannten deutschen Son­der­gesandten: Diese Aufgabe übertrug der deutsche Außenminister Frank-Walter Stein­meier im Februar dem 65-jährigen Diplomaten Bernd Mützelburg. Er war zuvor Botschafter in Indien. (cir)