Medikamentenversorgung

Slum-Apotheke in Buenos Aires

Eines der ältesten Projekte der Apotheker ohne Grenzen versorgt seit mehr als 20 Jahren Menschen in Argentinien mit Medikamenten.
Carina Vetye in Villa Zagala. AoG Carina Vetye in Villa Zagala.

Vor Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine  war eine Apotheke in Argentinien mit einem jährlichen Volumen von etwa 300 000 Euro das größte Projekt der gemeinnützigen Organisation Apotheker ohne Grenzen.

Im Jahr 2022 feierte die Apotheke ihr 20-jähriges Jubiläum. „Wir haben damals mit einer fünf Quadratmeter großen Apotheke angefangen und versorgen heute bis zu 2000 Patienten zuverlässig mit Medikamenten“, sagt Carina Vetye, eine argentinisch-deutsche Apothekerin, die das Projekt in ihrer Geburtsstadt Buenos Aires gründete und bis heute leitet.

Die Apotheke mit fünf Teilzeitbeschäftigten ist in ein Gesundheitszentrum im Slum von Villa Zagala integriert, wo gute Hygiene-, Ernährungs- und Gesundheitsversorgung nicht selbstverständlich sind. „Wir möchten den Kranken geben, was sie brauchen – die richtigen Medikamente zur richtigen Zeit, regelmäßig und kostenlos“, sagt Vetye im Hinblick auf chronisch kranke Patient*innen.

Zahnhygiene im Fokus

Ein besonderes Augenmerk legt das Projekt, das insgesamt 14 Ortskräfte hat, auf Zahnhygiene. Zahnschmerzen beeinträchtigen den Alltag mitunter gravierend – man kann nicht richtig essen, Kinder gehen nicht zur Schule, Erwachsene mit Zahnlücken finden schlechter Jobs. Deshalb arbeitet Vetye nicht nur in der Apotheke, sondern gibt auch Zahnhygienekurse für Kinder und Eltern in Kindergärten und Grundschulen und verteilt zur Vorbeugung Plaque-Färbetabletten und Zahnbürsten.

Inzwischen wächst die erste Generation junger Slum-Bewohner ohne Zahnprobleme heran. Als Herausforderung sieht Vetye auch in den kommenden Jahren die weiter unsichere Arzneimittelversorgung sowie die hohe Personalfluktuation im Gesundheitszentrum. „Bei Absprache mit Ärzt*innen und Zahnärzt*innen müssen wir dann immer wieder von vorne anfangen“, sagt sie und resümiert: „Man muss einen langen Atem haben. Die Probleme sind in Jahrzehnten entstanden. Schnelle Lösungen gibt es nicht.“ 

Christian Splett ist stellvertretender Pressesprecher der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) in Berlin und ehrenamtliches Vorstandsmitglied von Apotheker ohne Grenzen. Hier äußert er seine eigenen Ansichten.
c.splett@psfde.org