Fluchtrouten
Warum die USA einen Dschungel schließen will
Jüngsten Berichten zufolge hat das US-Ministerium für Innere Sicherheit mit den Regierungen Kolumbiens und Panamas ein Abkommen ausgehandelt, um Migrant*innen daran zu hindern, die Landbrücke und den gefährlichen Dschungel (den Darién Gap, siehe Haupttext) zwischen den beiden Ländern zu durchqueren. Der Strom von Menschen auf dem Weg in die USA würde so gestoppt. Es stellt sich die Frage, ob das Abkommen nun zu einer Militarisierung der Grenze führt.
Auch wenn die Präsenz staatlicher Streitkräfte notwendig sein kann, müssen Staaten andere Mittel einsetzen, wenn sie Migrant*innen helfen wollen. Waffen sind sinnlos. Die Krise im Darién Gap erfordert humanitäre Hilfe sowie die Anerkennung ihrer Ursachen und der Unzulänglichkeit der derzeitigen Maßnahmen.
Mehr Einnahmen für Schlepper
Wenn man sich dieser Krise aus einer militärischen Perspektive nähert, führt das dazu, dass Migrant*innen in das Kreuzfeuer zwischen Streitkräften und Drogenhändlern geraten. Da Drogenhändler Kontrolle über die Menschen ausüben, die die Grenze überqueren, ist es wahrscheinlich, dass die Präsenz von Streitkräften zu Zusammenstößen führen wird. Die Händler werden versuchen, die Kontrolle über das illegale Migrationsgeschäft zu behalten und ihre Drogenhandelsrouten zu verteidigen.
Dies wird auch zu Mehreinnahmen für Schlepper führen. Sie werden die Überquerung des Darién Gap aufgrund der höheren Kosten und Risiken nur noch teurer machen. Und es bedeutet auch, dass Migrant*innen neue (und gefährlichere) Routen ausprobieren werden, etwa über das karibische Meer oder den Pazifik.
Institutionalisierte Migrationskanäle müssen ausgebaut werden (wie die von der US-Regierung versprochene Ausweitung von humanitären Einreisegenehmigungen). Solche Maßnahmen ermöglichen auch den Aufbau von Institutionen, die den Zustrom von Menschen aus anderen Kontinenten (hauptsächlich Asien und Afrika) bewältigen können.
21 000 afrikanische und asiatische Migrant*innen überquerten den Darién Gap im Jahr 2022. Dazu gehören etwa Menschen aus dem Senegal, Indien, Nepal oder Somalia. Die Durchquerung des Dschungels ist eine Reaktion auf den fehlenden Zugang zu offiziellen Migrationswegen. Sie zeigt auch den zunehmend transnationalen Charakter von Flucht und Migration. Die Tatsache, dass dieser Weg für Menschen aus der ganzen Welt immer attraktiver wird, macht deutlich, wie wichtig es ist, dafür zu sorgen, dass sie in ihren Heimatländern ein Auskommen haben und ein würdiges Leben führen können.
Fabio Andrés Díaz Pabón ist Forscher am African Centre of Excellence for Inequality Research der Universität Kapstadt und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Rhodes-Universität in Südafrika.
diazpabon@iss.nl