Ländliche Entwicklung

Konkrete Ziele

Die Charta von Berlin formuliert eine Reihe von Zielen, die es bis 2025 zu erreichen gilt. Es geht darum, ökonomische Chancen im ländlichen Raum zu verbessern, um letztendlich Hunger und Armut zu beenden. Das Dokument ist das Resultat einer hochrangigen Tagung von Vertretern aus Zivilgesellschaft, Staat, Privatwirtschaft und Wissenschaft.
Blumenfarm in Kenia – ländliche Unternehmen können in globale Lieferketten eingebunden werden. dem Blumenfarm in Kenia – ländliche Unternehmen können in globale Lieferketten eingebunden werden.

Regierungen sollen in der Agrar-, Ernährungs- und Armutsbekämpfungspolitik Strategien verfolgen, um bis 2025 mindestens 600 Millionen Menschen aus Hunger und Unterernährung zu befreien und die Jugendarbeitslosigkeit zu halbieren. Das fordert die Charta von Berlin, die sich insbesondere an die G20 und die UN wendet.

Dem Dokument zufolge sind „bedeutsame, quantifizierte und zeitlich definierte“ Maßgaben für die Beschäftigungspolitik in Agrarregionen nötig. Folgende Prioritäten werden benannt:

  • Beendigung der aktuellen Ernährungskrise in Ostafrika und anderswo,
  • stärkere Agrarförderung in Regionen, die von Dürren und anderen Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind,
  • Verbesserung der Bildungs- und Berufsbildungschancen junger Menschen und
  • besserer Zugang zu Informations- und Kommunikationstechnik.

Die Charta gehört zur Vorbereitung der deutschen G20-Präsidentschaft und entspricht den Nachhaltigkeits-Entwicklungszielen (Sustainable Development Goals – SDGs) der UN.

Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, müssen die Akteure mit den Zielgruppen, die sie unterstützen wollen, zusammen arbeiten. Besondere Aufmerksamkeit verdienen der Charta zufolge Frauen und Jugendliche, die in ländlichen Gegenden von Entwicklungsländern meist kaum Gehör finden. Junge Menschen sollten bei Unternehmensgründungen beispielsweise in der Landwirtschaft unterstützt werden.

Wie die Charta ausführt, spielen kleine Höfe und Fischereibetriebe eine wichtige Rolle – unter anderem, weil sie über örtliches Wissen verfügen. Wenn Innovationen von den Dörfern ausgehen sollen, müssten lokale Akteure und Kommunalverwaltungen mehr Einfluss bekommen. Organisationen von Jugendlichen, Frauen und Bauern sowie die Zivilgesellschaft generell müssten ermutigt werden, Behörden auf die Finger zu schauen. Allzu oft werden sie davon noch abgehalten.

Da viele Menschen vom Land abwandern und neue Chancen in den Städten suchen, muss ländliche Entwicklung im Zusammenhang mit der urbanen Entwicklung gesehen werden. Die Charta hält fest, dass Städte dazu beitragen können, regionale Ungleichheit zu reduzieren und wichtige Verbindungspunkte darzustellen. Sinnvoll seien Investitionen in die Infrastruktur und Anreize, damit Kleinbauern an Märkte angebunden werden. Zugleich verdienten alle Menschen, die sich nicht selbst versorgen könnten, Schutz. Ihre Menschenrechte auf Nahrung, Wasser und Sanitärversorgung müssten gewährleistet werden.

Um ländliche Armut langfristig zu bekämpfen, sind privatwirtschaftliche Investitionen besonders wichtig. Sozial verantwortliche Unternehmen müssten im ländlichen Raum Dienstleistungen bereitstellen und Jugendlichen Arbeit geben, heißt es. Relevant seien der Zugang zu Finanzdienstleistungen, verbindliche Verträge und gerechte Bezahlung. Zudem fordert die Charta die Beachtung ökologischer Folgen. Innovative Finanzdienstleistungen seien wichtig. Genannt werden dabei zum Beispiel Mikrorisikokapital und Ausfallbürgschaften.

Im Sinne einer langfristigen und großangelegten Partnerschaft Europas mit Afrika unterstützt die Charta von Berlin einen „Marshall Plan mit Afrika“. Gerd Müller, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, hat solch eine Initiative vorgeschlagen (siehe Interview in E+Z/D+C e-Paper 2017/05)


Link
Charta von Berlin
(englisch):
http://www.bmz.de/de/zentrales_downloadarchiv/themen_und_schwerpunkte/ernaehrung/170427_Berlin-Charter-en-final.pdf

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