Medienkompetenz

Seriöse Informationen erkennen

Community-Radios geht es um mehr als Information und Unterhaltung: Sie wollen ihre Expertise mit ihren Hörern teilen, vor allem den jungen. Zudem legen sie Wert auf die Interaktion mit ihnen.
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Radio Sónica, wo ich als Journalistin arbeite, hat unter anderem Expertise darin entwickelt, wahre, nützliche Informationen von schlechten, irreführenden zu unterscheiden. In einem Medienprojekt gibt der Sender dieses Wissen in Schulen in Guatemala-Stadt weiter. Damit wollen wir unseren jungen Hörern bessere Möglichkeiten an die Hand geben, zu beurteilen, was sie in den Medien lesen, sehen oder hören.

Radio Sónica ist öffentlich finanziert und setzt sich für freie Meinungsäußerung, kritisches Denken und die aktive Teilnahme junger Menschen an öffentlichen Diskursen ein. Unser mobiles Studio ermöglicht den Schülerinnen und Schülern, eine Live-Sendung hautnah zu erleben. Unser Medientraining umfasst fünf Bereiche: digitale Sicherheit, Faktenprüfung, freie Meinungsäußerung, die Nutzung traditioneller Medien wie Rundfunk und Zeitungen und die Nutzung sozialer Online-Medien. Wichtige Botschaften sind zum Beispiel:

  • Verwende sichere Passwörter, um deine Privatsphäre in den sozialen Medien zu schützen.
  • Verlasse dich niemals auf eine einzige Quelle, sondern vergleiche, was verschiedene Medien berichten, und benutze deinen gesunden Menschenverstand, um einzuschätzen, was stimmt und was nicht.
  • Achte darauf, ob ein Bericht alle wichtigen „W-Fragen“ beantwortet: Wer hat was, wann, wo und warum getan? Fehlen diese Informationen, ist der Wahrheitsgehalt schwieriger zu überprüfen, und die Wahrscheinlichkeit, dass etwas erfunden ist, steigt.
  • Gute Medienberichte legen offen, woher die Informationen stammen, und wenn sie mehr als eine Quelle zitieren, sind sie vertrauenswürdiger.
  • Traditionelle Medien halten die journalistischen Regeln tendenziell, aber nicht immer, strenger ein als Individuen, die in sozialen Medien aktiv sind.
  • Wenn etwas in deinem Facebook-Account erscheint, prüfe, was andere Quellen zu dem Thema berichten und ob sie alle zu der gleichen „Blase“ gehören.

2019 war das mobile Studio an 70 Schulen und hat 1822 Schüler erreicht. Unsere Trainer betonen den Unterschied zwischen nützlichen Informationen und solchen, die man besser nicht weiterverbreitet. „Ich werde jetzt keine schwulenfeindlichen, rassistischen oder sexistischen Memes mehr teilen, denn wenn ich das mache, verbreite ich sie weiter“, sagte ein Schüler in einer Feedback-Runde.

Ein sicherer Umgang mit sozialen Medien ist vielen jungen Menschen besonders wichtig. Sie wollen mit der Welt da draußen kommunizieren, aber sie müssen auch aufpassen, Verbrechern im Netz nicht zum Opfer zu fallen. „Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, starke Passwörter für meine Profile zu verwenden“, sagte ein anderer Teilnehmer.

Die Schülerinnen und Schüler erhalten auch allgemeinere Vorstellungen davon, wie sie sich in öffentliche Diskurse einbringen können. Wir vermitteln ihnen die wichtige Botschaft, dass ihre Ansichten zählen. „Sie haben uns die Möglichkeit gegeben, uns zu äußern“, sagte mir ein Schüler. „Niemand kommt an unsere Schule. Aber Sie haben das gemacht, und ich habe viel gelernt.“


Gildaneliz Barrientos ist Journalistin in Guatemala und leitet das Medienkompetenz-Projekt von Radio Sónica.
gildacol54@gmail.com

 

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