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Ebola-Epidemie

Neue Herausforderungen

Margret Gieraths-Nimene leitet seit 1985 die Gerlib-Klinik in der liberianischen Hauptstadt Monrovia. Während der Ebola-Krise musste die Klinik zwei Monate schließen, da drei Mitarbeiter an Ebola erkrankt waren. Gemeinsam mit der Else-Kröner-Fresenius-Stiftung und dem Medikamentenhilfswerk action medeor baute Gieraths-Nimene im vergangenen Sommer zwei Ebola-Isolier­stationen in Monrovia auf. Sie erklärt Sabine Balk im Interview, wie es in Liberia nun weitergeht.
Die von der Else-Kröner-Fresenius-Stiftung finanzierte Ebola-Isolierstation in Monrovia, Liberia. EKFS Die von der Else-Kröner-Fresenius-Stiftung finanzierte Ebola-Isolierstation in Monrovia, Liberia.

Wie sieht die Lage in Monrovia derzeit aus?
Die Zahl der Neuinfektionen geht glücklicherweise stark zurück, aber es gibt immer noch welche. Viele Ebola-Treatment-Units werden geschlossen. Unsere Station bleibt aber bestehen. Das derzeitige Hauptproblem ist, dass ehemalige Ebola-Kranke aus Furcht vor Ansteckung stigmatisiert und gemieden werden. Der liberianische Staat gibt zwar jedem Geheilten ein Gesundheitszertifikat, doch dem trauen viele Menschen nicht. Ich habe mit Geheilten zusammen Weihnachten gefeiert, um zu zeigen, dass von ihnen keine Gefahr ausgeht. Darüber hat sogar das Fernsehen berichtet.

Ist die Ebola-Gefahr nun gebannt?
Nein, keineswegs. Es sind viele internationale Organisationen da, einschließlich WHO und UN, die jetzt Ebola-Awareness-Programme durchführen. Ebola existiert weiter und ist noch sehr gefährlich. Kürzlich gab es erst den Fall, dass eine Person 100 andere angesteckt hat. Wir müssen den Leuten weiter klarmachen, wie gefährlich Ebola ist und dass sie die Schutzmaßnahmen weiter berücksichtigen müssen.

Denken Sie, dass Ebola jemals ganz aus Liberia verschwindet?
Nein, das glaube ich nicht. Es ist schwierig, die Leute davon abzuhalten, Wildtiere zu essen, die das Ebola-Virus übertragen. Für viele ist es ein großer Genuss, eine Fledermaus zu essen. Gerade viele Leute im Landesinnern leben vom Verkauf der Wildtiere. Diesen Menschen müsste man eine andere Einnahmequelle verschaffen.

Kehrt in Ihrer Gerlib-Klinik langsam wieder Alltag ein?
Ja, wir haben wieder viele Patienten und führen viele Operationen durch. Wir bieten Basisgesundheitsleistungen für die arme Bevölkerung an. Wir verlangen nur sehr wenig Geld von den Patienten. Die Untersuchung und Behandlung ist ganz umsonst. Die Patienten müssen nur für die Registrierung umgerechnet 15 Cent zahlen und einen kleinen Betrag für Medikamente und Laboruntersuchungen. Schwangere und Mütter bekommen von uns unterstützende Präparate wie Vitamine umsonst, weil mir die Gesundheit der Mütter und der Babys sehr am Herzen liegt.

Wie finanzieren Sie die Klinik?
Wir erhalten von action medeor Medikamente und von anderen Organisationen ausrangierte Instrumente. Die laufenden Kosten, Reparaturen oder Gehälter müssen wir durch die Einnahmen finanzieren. Ich muss also alles selbst akquirieren und drehe jeden Euro dreimal um, bevor ich etwas ausgebe. Das habe ich auch beim Ebola-Ausbruch so gemacht. Da bin ich von Pontius zu Pilatus gelaufen, um den günstigsten Preis für Matratzen, Schutzkleidung und so weiter zu bekommen. Ich habe zum Glück viele nette Menschen, die mich unterstützen, und action medeor hat weitere Unterstützer vermittelt. Aber Ebola hat uns auch enorm viel Geld gekostet. Wir haben keine Ebola-Infizierten behandelt, hatten aber drei erkrankte Mitarbeiter, die leider auch an Ebola verstarben. Die müssen sich das Virus außerhalb der Klinik geholt haben. Wegen dieser Erkrankten musste aber die ganze Klinik erst mit speziellen Mitteln desinfiziert und dann komplett renoviert werden. Die Mittel sind so aggressiv, dass alle Betten und Wände zerfressen waren.

Was außer Gesundheitsversorgung machen Sie noch in Monrovia?
Ich habe etwa fünf Kilometer von der Klinik entfernt das Gerlib Community Center gegründet, dort wohne ich auch. Wir bieten Teenagermüttern die Gelegenheit, wieder die Schule zu besuchen, während ihr Baby im Center betreut wird. Wir führen außerdem Kurse in Lesen, Schreiben und Rechnen durch sowie einen Schneiderlehrgang. Ich plane aber noch viel mehr. Ich würde gern ein Kinderheim für Ebola-Waisen eröffnen und ein Berufsbildungs­zentrum. Das Grundstück ist so groß, dass wir dort auch Tierhaltung und Landwirtschaft betreiben könnten. So könnten wir die jungen Leute dort gleich schulisch und praktisch für Tätigkeiten wie Gemüse-, Obst- und Getreideanbau, Elektronik, Schneiderei oder Möbelschreinerei gewinnen. Das sind alles Berufe, die wir dringend brauchen. Wir möchten außerdem eine Schule mit gewissen Standards wie einem Labor und einer Bibliothek gründen. Wir haben keine Bücher in Liberia – es ist so traurig.

 

Margret Gieraths-Nimene ist Soziologin und leitet seit 1985 die Gerlib-Klink in Monrovia. Sie engagiert sich für Kinder und Jugendliche.
margret.gi-ni@gmx.net
http://gerlib-clinic.com/