Bildung

Ein Impuls für Frauen

Die Worte „Frauen“ und „Führung“ hört man in Guatemala nicht oft in einem Atemzug. Ein Pionierprojekt in San Marcos, einer Stadt mit etwa 47 000 Einwohnern im Westen des Landes, will das ändern.
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Seit Februar 2020 gibt es eine neue Schule für Mädchen und Frauen namens Unidas Escuela de Liderazgo para Mujeres (Einheitsschule für Frauen in Führungspositionen). Dort werden ihnen Fähigkeiten beigebracht, mit denen sie persönlich, wirtschaftlich und beruflich vorankommen sollen. Die Schule konzentriert sich nicht so sehr auf traditionelle akademische Fächer, sondern mehr auf Kompetenzen, die im Leben gebraucht werden. Dazu gehören: persönliche Finanzen, Projektmanagement, Gestaltung des Lebenslaufs, Führung und Selbstwertgefühl.

Wenn die Schule voll in Betrieb ist, wird sie zwei Kurse und vier Workshops pro Monat anbieten. Jeder Kurs wird zwischen 25 und 30 Schülerinnen und jeder Workshop bis zu 50 Schülerinnen aufnehmen können. Die Schule verfügt über drei Klassenzimmer, eine Bibliothek, ein Computerlabor und eine Grünfläche.

Das Projekt wurde von der 27-jährigen María Alejandra Menaldo ins Leben gerufen. Sie stammt aus der Region und leitete das iberoamerikanische Jugendnetzwerk, das sich für Demokratisierung einsetzt. Menaldo gründete die Schule im relativ abgelegenen San Marcos, um Frauen und Mädchen außerhalb der großen Städte mehr Chancen zu bieten. „Ich habe mich schon immer für die Gleichstellung der Geschlechter und die Stärkung der Rolle der Frau eingesetzt“, sagt sie.

Während der Gründungsphase werden die Schülerinnen durch Anzeigen in den sozialen Medien rekrutiert.

Menaldo hat Dozenten von internatio­nalen Organisationen gewonnen und will auch Vertreter lokaler Organisationen bitten, den Unterricht zu übernehmen. Die Schülerinnen zahlen eine kleine Gebühr, aber der Großteil der Kosten wird durch Spenden, vor allem von Menschenrechtsgruppen und Einzelpersonen, gedeckt.

Für die verarmte Stadt an der Südgrenze Mexikos, die Ende der 1990er Jahre als Zentrum des Drogenhandels bekannt wurde, ist ein Projekt, das die Stärkung der Frauen durch eine Berufsausbildung zum Ziel hat, geradezu revolutionär. „In den meisten Maya-Gebieten gibt es keine öffentlichen Dienstleistungen“, sagt Dorotea Gómez Grijalva, eine Aktivistin für die Rechte der Maya und Autorin von „Mi Cuerpo es un territorio politico“ („Mein Körper ist ein politisches Terrain“). „Bildungsangebote sind überfällig, insbesondere für arme Frauen, Mayas und Frauen auf dem Land.“

Statistiken über den Bildungsgrad belegen dies. Die Volkszählung von Guatemala im Jahr 2018 zeigt, dass 58 Prozent der Frauen landesweit null Jahre zu Schule gingen, im Vergleich zu 42 Prozent der Männer. Im ganzen Land ist der Anteil der Frauen, die Analphabetinnen sind, höher als der Anteil der Männer. Die Analyse der Volkszählung ergibt, dass Mädchen und Frauen oft die Schule verlassen (oder nie die Schule besuchen), um Hausarbeit und Kinderbetreuung zu erledigen. Der schlechte Bildungsgrad der Frauen führt zu geringeren Verdienstmöglichkeiten. Laut dem Global Gender Gap Index 2018 des Weltwirtschafts­forums rangiert Guatemala auf Platz 107 von 149 Ländern.


Gildaneliz Barrientos ist eine Journalistin in Guatemala.
gildacol54@gmail.com

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