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Staatsfinanzierung

Treue Mittel

In Israel, Indien und Äthiopien finanziert die Diaspora mit Staatsanleihen die nationale Entwicklung. Das wäre auch anderswo möglich.
Markt: Äthiopien hat mit Diaspora Anleihen den Ausbau des Stromnetzes finanziert. Biosphoto/Gunther Michel/Lineair Markt: Äthiopien hat mit Diaspora Anleihen den Ausbau des Stromnetzes finanziert.

Mehr als 140 Millionen Afrikaner leben im Ausland. Von den 53 Milliarden Dollar, die sie nach Schätzung der ­Afrikanischen Entwicklungsbank (AfEB) jährlich ansparen, überweisen sie 40 Milliarden in ihre Heimat – meist an Privathaushalte. Obwohl viele von ihnen die Entwicklung in ihrem Heimatland fördern wollen, existieren bisher kaum Geld- und Kapitalmarktoptionen dafür. In Israel, Indien und Äthiopien gibt es allerdings bereits so genannte „Diaspora bonds“.

Die AfEB stellt nun in einem Bericht ein mögliches afrikanisches Modell vor:

  • Regierungen sollen Anlagemöglichkeiten schaffen, die sich an den Bedürfnissen der Diaspora orientieren, aber andere Investoren nicht ausschließen.
  • Das Verständnis einheimischer Investoren für die Finanzlage ihrer Regierungen darf diese nicht zu schlechter Rückzahlungsmoral verleiten. Im Ausland lebende Afrikaner sind gut informiert, sodass sie Risiken früh erkennen und Investitionen gegebenenfalls zurückziehen können.
  • Über Diaspora-Anleihen finanzierte Projekte sollten die nationale Entwicklung voranbringen. Verbesserte Infrastruktur, geschützte Kulturgüter und neue Wohnungen etwa wären Zeichen von Fortschritt und böten neue Investitions­anreize.
  • Das Beispiel Israel zeigt, dass es sinnvoll ist, Diaspora-Anleihen von Ratingagenturen bewerten zu lassen.  


Die AfEB empfiehlt Regierungen, fünf Fragen zu prüfen, ehe sie sich zu Diaspora-Anleihen entschließen:

  • Wie groß ist der Bedarf? Projektorientierte Anleihen sind erfolgversprechend. Um ­Investoren dauerhaft zu halten, müssen Staaten aber ihre wirtschaftliche Leistungsfähigkeit belegen können.  
  • Wie zahlungskräftig ist die Diaspora? ­Nötig sind Daten über Bildungsstand, Einkommen, Spareinlagen, Investitionsverhalten und bevorzugt genutzte Geldtransferinstitute der Landsleute im Ausland.
  • Wie ist die Diaspora zu erreichen? Regierungen müssen herausfinden, wie sie ihre Klientel am besten ansprechen können.
  • Können Staatsanleihen ordnungsgemäß verwaltet werden? Es bedarf stabiler rechtlicher und gesamtwirtschaftlicher Bedingungen, um mit Staatsanleihen Erfolg zu haben. Investoren müssen Kreditwürdigkeit und wirtschaftliche Prognosen eines Staates kennen. Viele Afrikaner kaufen Anleihen, je nachdem für wie entwicklungsfähig sie ihr Land halten. Gute Regierungsführung, Transparenz und politische Stabilität sind zentral.
  • Wie sollten die Anleihen strukturiert sein? Die Regierungen müssen Laufzeit, Zinssatz, Volumen und Währung der Anleihe bestimmen. Frühe Rückzahlungsmöglichkeiten machen die Geldanlage flexibler. Steuerbegünstigungen und andere Vorteile für Investoren können die Attraktivität steigern.


Aus Sicht der AfEB sind Diaspora-Anleihen ein sinnvolles neues Instrument zur Staatsfinanzierung. Sie urteilt,Banken sollten Regierungen helfen, die Basis dafür zu schaffen.     

Annika Manz