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Sri Lanka

Tourismus kann Sri Lankas Wirtschaftsaufschwung vorantreiben

Die Zahl der Tourist*innen ist in Sri Lanka in den letzten zwei Jahren stark gestiegen. Fachleute erwarten für die Saison 2024 einen noch größeren Andrang. Der Aufschwung des Fremdenverkehrs würde die Volkswirtschaft insgesamt ankurbeln.
Surfende in Ahungalla an der Südküste Sri Lankas. picture-alliance/NurPhoto/Thilina Kaluthotage Surfende in Ahungalla an der Südküste Sri Lankas.

Sri Lanka ist seit Langem eines der beliebtesten Reiseziele in Asien. In den vergangenen Jahren litt der Fremdenverkehr jedoch unter mehreren massiven Problemen. Neben der Coronapandemie gehörten dazu Terroranschläge, eine schwere Finanzkrise und der Kollaps der Regierung. Viele Menschen stürzten in die Armut. Fachleuten zufolge erholt sich die Wirtschaft allmählich wieder, und dazu kann der Tourismus beitragen. Vipula Wanigasekera, ein ehemaliger Generaldirektor der Sri Lanka Tourism Authority (SLTA), prognostiziert: „Dieser Winter wird ein großer Erfolg werden.“

Für die malerische Insel im Indischen Ozean ist der Tourismus der drittgrößte Devisenbringer und ein wichtiger Jobmotor – sowohl für direkte als auch indirekte Beschäftigung. Der Gesamtumsatz erreichte 2018 den Höchststand, als 2,5 Millionen Besucher den Gegenwert von über 5,6 Milliarden Dollar im Land ließen. Der Lebensunterhalt von mehr als 3 Millionen Menschen hängt von der Branche ab. Laut der Zentralbank beschäftigt der Wirtschaftszweig direkt 490 000 Personen.

Die Hotels Association of Sri Lanka (THASL) verweist darauf, dass im Gegensatz zu den Erlösen von Exportgütern wie Tee und Bekleidung das Geld, das im Tourismus erwirtschaftet wird, größtenteils im Land bleibt. Der Sektor gilt daher als ein besonders wichtiger Motor für die wirtschaftliche Erholung nach dem tiefen Konjunktureinbruch.

Mehr Touristen, aber weiterhin weniger als vor der Krise

Letztes Jahr stieg die Besucherzahl wieder auf 1,5 Millionen, wie die Sri Lanka Tourism Development Authority (SLTDA) mitteilte. Das waren mehr als doppelt so viele wie 2022, aber immer noch eine Million weniger als 2018.

Die ersten Daten für dieses Jahr deuten darauf hin, dass Sri Lanka voraussichtlich die Malediven bei den Besucherzahlen wieder übertreffen wird. In den letzten vier Jahren lag das Land diesbezüglich hinter der Inselgruppe im Indischen Ozean zurück. Manche meinen, ein diplomatischer Streit zwischen Indien und den Malediven habe dazu geführt, dass mehr Inder*innen sich für Sri Lanka als Reiseziel entscheiden.

Besucher*innen aus Indien sind seit einiger Zeit die größte ausländische Gruppe in Sri Lanka. Laut Branchenbeobachter*innen kommen viele von ihnen aus geschäftlichen Gründen oder wegen Familienfeiern. Der Trend geht jedoch dahin, dass immer mehr Wohlhabende aus dem riesigen Nachbarland auf Sri Lanka Urlaub machen. Außerdem buchen große indische Unternehmen häufig Resort-Hotels für Klausurtagungen.

Aus Russland kam in den letzten Jahren die zweitgrößte Touristengruppe. Laut amtlichen Statistiken kamen in den ersten Monaten 2024 von dort sogar mehr Reisende als aus Indien.

Wie man konsumfreudige Besucher*innen anzieht

Erfahrene Tourismusfachleute meinen, Sri Lanka soll sich wieder auf kaufkräftige Kundschaft konzentrieren. Die Hauptzielgruppe sollten nicht Menschen sein, die „in unseren Supermärkten einkaufen“, sagt beispielsweise der ehemalige SLTA-Chef Wanigasekera. Ihm zufolge sollte Sri Lanka mehr tun, um Reisende aus Deutschland, Frankreich, Spanien und dem Vereinigten Königreich anzuziehen. Der „Massenmarkt“-Tourismus aus Indien, Russland und China bringe nicht so viel ein.

Tatsächlich werden auf Sri Lanka derzeit neue Luxushotels gebaut. Sie werden erstklassige Dienstleistungen und exklusive Ausstattung bieten. Eine Investorin ist die erfahrene Hotelierin Angeline Ondaatje, und sie hofft auf europäische Gäste. Ihrer Erfahrung nach interessieren sich viele von ihnen – besonders Deutsche – für buddhistische Spiritualität und ayurvedische Medizin. Sie vermutet, dass dies ein Nachwirken von Hermann Hesse sei, dem Literaturnobelpreisträger von 1946, den die südasiatische Spiritualität faszinierte. Klar ist jedenfalls, dass Feriengäste, die sich traditionellen Heilverfahren unterziehen oder Meditationskurse besuchen, tendenziell länger bleiben als andere.

Ondaatje wünscht sich bessere Marketinganstrengungen Sri Lankas – und zwar besonders in Europa. „Das Tourismusministerium hat seit Jahrzehnten keine gezielte Kampagne mehr durchgeführt“, klagt sie.

Es gibt viele Sehenswürdigkeiten, die Werbekampagnen hervorheben könnten. Eine davon ist Arugam Bay im Nordosten, die wegen ihrer hohen Wellen als Surfparadies gilt. Schutzgebiete für Wildtiere mit großer Artenvielfalt könnten ebenfalls als Attraktionen dienen. Allerdings setzen nur einzelne Hotels auf Ökotourismus, während die Branche insgesamt vor allem Wachstum anstrebt. Angesichts der großen Not, die das Leben in den letzten Jahren geprägt hat, ist nachvollziehbar, dass viele Menschen jetzt kurzfristig ihren Wohlstand steigern wollen und Bemühungen um langfristige Nachhaltigkeit auf bessere Zeiten vertagen.

Die Regierung hat begonnen, Tourismusfirmen Strandabschnitte und kleine Inseln zur Erschließung anzubieten. Allerdings ist es verboten, Land an Ausländer*innen zu verkaufen – und das könnte die dringend notwendige Erschließung neuer Grundstücke bremsen.

Arjuna Ranawana ist Journalist aus Sri Lanka.
arjuna.ranawana@outlook.com

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