Ernährungssicherheit
Welthunger in zehn Jahren beenden
Im Juni veröffentlichte das International Food Policy Research Institute (IFPRI) in Berlin den „2013 Global Food Policy Report“. Dem Bericht dieser in Washington ansässigen Forschungseinrichtung zufolge stoßen Bemühungen, den Hunger zu beenden, auf ernsthafte Probleme. Genannt werden etwa „der Mangel an Mechanismen, um den Verbleib von Inputs zu dokumentieren und Rechenschaftspflicht sicherzustellen, sowie der Mangel mit einer Theorie des Wandels zu erklären, wie Akteure und Ergebnisse verknüpft sind“.
Eine wissenschaftlich fundierte Strategie ist nötig, meint Shenggen Fan, der Generaldirektor von IFPRI. Die Staaten müssten mehr tun, um Wissen untereinander auszutauschen und relevante Akteure – vor allem aus der Privatwirtschaft – einzubeziehen. Laut IFPRI gehört zu den wichtigsten Aufgaben, umfassende und präzise Daten und Indikatoren auszuwählen, deren Monitoring leicht falle (siehe auch Aufsatz auf Seite 282 ff.).
IFPRI hält es für inakzeptabel, dass weltweit einer von acht Menschen täglich nicht genug zu essen bekommt. Aus Sicht des in Washington angesiedelten Instituts macht „verborgener Hunger“ die Lage noch schlimmer: Mehr als 2 Milliarden Menschen litten Mangel an Nährstoffen wie Eisen, Vitamin A und Zink. Forschungen in Indien, Nigeria und Äthiopien habe indessen gezeigt, dass jeder Dollar, der in die Bekämpfung von Mangelernährung investiert werde, einen ökonomischen Ertrag von 12 bis 34 Dollar bringe.
Fan sagt, es sei ethisch geboten, diese Dinge schnell anzugehen. Hunger und Mangelernährung sollten umgehend beendet werden, denn sie hinderten Menschen daran, gesund und produktiv zu leben. Stattdessen seien diese in einem Teufelskreis der Armut gefangen. Fan fordert, die Eliminierung des Hungers bis 2025 solle Bestandteil der Post-2015-Agenda werden. Vielfach wird derzeit dafür als Zielmarke 2030 gefordert.
Wertvolle Beispiele
Fan sagt, das Ziel sei bis 2015 realistisch, und verweist auf Länder, die erfolgreiche Politikkonzepte implementierten. IFPRI zufolge werden China und Vietnam bis 2025 „den Hunger praktisch eliminieren“, und Brasilien und Thailand, hätten „das schon getan“.
Der IFPRI-Report warnt allerdings auch, es sei angesichts einer „sich rapide ändernden geopolitischen und ökologischen Landschaft“ problematisch geworden, einfach nur auf der Basis bisheriger Erfahrungen zu planen. Um die landwirtschaftliche Produktivität zu steigern, sei „nachhaltige Intensivierung“ nötig. Ökologische Notwendigkeiten müssten mit dem Zwang, mehr Nahrung zu produzieren in Einklang gebracht werden – und Konsumgewohnheiten müssten sich auch ändern. Zivilgesellschaftliche Organisationen beschäftigen sich auch mit dem Thema. Rafael Schneider von der Welthungerhilfe sagt, dass politische und ökonomische Anreize zur Förderung der Landwirtschaft in Entwicklungsländern immer noch hinter dem Versprochenen zurück blieben. Er warnt davor, nur auf intensivere Landwirtschaft und moderne Technik zu setzen, um höhere Ernten einzufahren. Er betont, die Kaufkraft, die Einkommen und die Rechte der armen Menschen im ländlichen Raum müssten gestärkt werden. Es führe kein Weg daran vorbei, Kleinbauern zu unterstützen.
Eine gewisse Resonanz findet diese Sicht in der aktuellen IFPRI-Veröffentlichung. Darin heißt es, die Steigerung der Nahrungsmittelproduktion müsse einhergehen mit „einem langfristigen Konzept zur Erhöhung der Produktivität aller Landwirte“. Ausdrücklich gefordert werden dabei die Anbindung von Kleinbauern an Märkte und die Gewährleistung der Sicherheit und Qualität ihrer Ware (siehe auch E+Z/D+C 2014/06, S. 240 f.).
Ellen Thalman