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Gesundheit

Recht auf den eigenen Körper

Sexualunterricht in Guatemala lässt zu wünschen übrig. Gerade junge Mädchen wissen zu wenig über ihren eigenen Körper und ihre Rechte, über Verhütung und Geschlechtskrankheiten. Die gängige Sexuallehre führt zudem dazu, dass Mädchen sich nicht als Herrinnen über ihren eigenen Körper fühlen. Staatliche und Nichtregierungsorganisationen arbeiten daran, dies zu ändern. Von Patricia Galicia
Dass Teenager Mütter werden, ist in ­Guatemala nicht ­ungewöhnlich. P. Royer/Lineair Dass Teenager Mütter werden, ist in ­Guatemala nicht ­ungewöhnlich.

Im Jahr 2011 stellte die staatliche Studie zur Situation der Jugendlichen in Guatemala (Encuesta Nacional de la Juventud) fest, dass die Hälfte aller Jugendlichen keinerlei Verhütungsmethoden beim Geschlechtsverkehr verwendeten, weder in ihrer aktuellen noch in der vorherigen Beziehung. Zwei von zehn Jugendlichen wussten zudem nicht, wie HIV/Aids übertragen wird.

Im selben Jahr kam auch eine Studie des Jugendnetzwerks Red de Jóvenes para la Incidencia Política (Incidejoven) und der Gesundheitsorganisation Médicos del Mundo zu dem Ergebnis, dass die meisten Jugendlichen an weiterführenden Schulen zu wenig über Verhütungsmethoden wussten. Und selbst diejenigen, die informiert waren, hielten es entweder nicht für nötig, zu verhüten, oder konnten sich keine Verhütungsmittel leisten. Für viele jugend­liche Mädchen war ein weiterer Grund, nicht zu verhüten, dass ihre Partner es ihnen verboten.

Hinzu kommt die Gefahr durch sexuellen Missbrauch durch meist enge Familienangehörige. Daten des UN-Bevölkerungsfonds (UNFPA) zufolge führt beides dazu, dass in Guatemala 26 Prozent aller Mädchen zwischen 10 und 19 Jahren bereits Mütter sind. Dies schränkt ihre Entwicklung ein und macht Lebenspläne zunichte – zum Beispiel können die meisten nicht weiter zur Schule oder Universität gehen.

„Die Sexualität wird hierzulande meist auf das Geschlecht reduziert“, berichtet die Feministin und Soziologin Ana Lucía Ramazzini. Sie hat 20 Jahre als Sexualkundelehrerin an schulischen und alternativen Bildungseinrichtungen gearbeitet. Schulen wählten eine rein biologische Herangehensweise, erklärt sie: Die Schüler lernten die Namen und Funktionen der Reproduktionsorgane auswendig, nicht thematisiert würden dagegen Machtstrukturen zwischen Männern und Frauen. „Diese Machtstrukturen definieren den weiblichen Körper als Objekt der männlichen Lust, der vor allem dazu dient, die Bedürfnisse anderer zu befriedigen“, so Ramazzini. Ramazzini zufolge beeinflussen die kulturelle Identität einer Frau, ihr Alter und ihre sozioökonomische Situation, wie sie Sexua­lität erlebt und auch, wie gut sie ihre Rechte kennt: „Der Feminismus und die ganzheitliche Sexualbildung beziehen deshalb auch emotionale, soziale und politische Faktoren mit ein.“ Dazu gehöre,

  •  das Ideal des Mutterseins zu entmystifizieren, so dass Frauen es nicht mehr als einziges und unausweichliches Ziel ansehen,
  •  die verschiedenen Formen der Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen zu identifizieren und sie als Verbrechen zu betrachten sowie
  •  zu analysieren, wie Medien und Institutionen Stereotype reproduzieren und somit legitimieren.


Frauen müsse das Recht zugestanden werden, über ihren Körper selber zu bestimmen, erklärt Ramazzini. Mit entsprechender Bildung sollte schon in jungem Alter begonnen werden, damit sie den gesamten Lebensweg beeinflusse. „Sich die Frage zu stellen, ,Was möchte ich?‘, ist essenziell für persönliches Empowerment.“

Zehn Nichtregierungsorganisatio­nen aus Guatemala haben sich  deshalb für eine Kampagne für bessere Sexualaufklärung zusammengeschlossen. Ihre Campaña Nacional por la Educación Sexual fordert zudem von der Regierung das nö­tige Budget für diesen Zweck.

Auch das Bildungs- und das Gesundheitsministerium Guatemalas nehmen sich des Themas an und entwickelten 2013 die „Strategie zur ganzheitlichen Sexualbildung und Gewaltprävention“ (Estrategia de Educación Integral en Sexualidad y Prevención de la Violencia). In der Pilotphase sollen die geplanten Vorhaben für bessere Sexualaufklärung und reproduktive Gesundheitsversorgung nun in ausgewählten Munizipien umgesetzt werden. (pg)

Patricia Galicia ist Radioredakteurin und lebt in Guatemala-Stadt. paticalicia@yahoo.com

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Um die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen, ist gute Regierungsführung nötig – von der lokalen bis zur globalen Ebene.