Leserbriefe
Reaktionen unserer Leser
Wirtschaftshaie
E+Z/D+C 2013/10, Schwerpunkt: Schwindende Wälder
Ehe nicht eine unter UNO-Partnerschaft aufgestellte Umweltpolizei die Tropenwälder und die Wasserreinheit in Afrika und Südamerika überwachen darf, können die Probleme dort nie nachhaltig gelöst werden. Die dortigen Regierungen können sich alleine gegen die Wirtschaftshaie nie durchsetzen.
Anton Padua, Aigen, Österreich
Leistungsfähige Landwirtschaft
E+Z/D+C 2013/09, S. 328 f., Richard Oelmann: Kompetente Bauern
Bedenklich finde ich im besagten Aufsatz die Aussage des Autors, eines Politikwissenschaftlers, dass eine „Hochertragslandwirtschaft mit Hybridsaatgut fragwürdig“ sei, auch wenn „einige Kleinbauern und Beamten begeistert“ seien.
Diese Begeisterung habe ich vor circa vier Jahrzehnten in Ostafrika und speziell in Äthiopien erlebt, als die mexikanischen Weizen- und Maissorten die Erträge verdoppelten, ja vervierfachten – natürlich mit Mineraldüngeranwendung. Keiner fand das vor Ort schlecht, man war begeistert.
1970 nach Deutschland zurückgekehrt, staunte ich, welche Bedenken man gegen die Hochertragssorten hatte. Man sah nur die sozialen Probleme, nicht aber die Chance, den Hunger der Bauern zu überwinden. Ohne diesen „mexikanischen Impuls“ wären aber inzwischen viele Menschen in Afrika verhungert.
Will man weniger Hunger erreichen, braucht man leistungsfähige Sorten, Dünger und Pflanzenschutz. Nur damit kann man die bisher betriebene Ökolandwirtschaft mit der zu niedrigen Flächenleistung überwinden. Hierzu sind viel Geld und eine jahrzehntelange begleitende Beratung erforderlich; denn was dem Boden entzogen wurde, muss ihm auch zurückgegeben werden. Dabei ist auch das Sozialverhalten zu verändern, damit nicht, wie erlebt, der Mehrertrag aufgegessen, sondern ein Teil davon für die Beschaffung von Saatgut und Dünger zurückgehalten wird.
Dr. habil. Jochen Alkämper, Universitätsprofessor für Tropischen Acker- und Pflanzenbau i. R., Gießen
Offene Märkte
E+Z/D+C 2013/09, S. 342 f.: Eva-Maria Verfürth: Ein neuer Geist
Mit großem Interesse habe ich den Bericht über den „Chance Entrepreneurs´ Dialogue“ gelesen. Allerdings bin ich über die Forderung „Afrikanische Unternehmen brauchten fairen Zugang zu den Märkten der Industrieländer“ erstaunt. Immer wieder wird fälschlich behauptet, Grund für die Misere in Afrika sei, dass es keinen fairen Zugang zu den Märkten der Industrieländer gibt.
Everything but arms („alles außer Waffen“) heißt aber ein Programm der EU, das im Jahr 2001 zur Unterstützung der am wenigsten entwickelten Länder eingeführt wurde. Es garantiert diesen den zollfreien Zugang zu den EU-Märkten für alle Güter – außer Waffen. Die Welthandelsorganisation sieht eine Ausnahme vor, die eine einseitige Marktöffnung erlaubt.
Von den am wenigsten entwickelten Ländern der Welt liegen 34 in Afrika. Sie dürfen alle Produkte außer Waffen zollfrei in die EU exportieren. Obamas Vorgänger Bill Clinton unterzeichnete den African Growth and Opportunity Act (AGOA). Seither darf ein großer Teil aller Waren aus Afrika zu bevorzugten Konditionen in die USA exportiert werden, auch Textilien genießen Vergünstigungen.
Das Problem bleibt aber, dass diese Staaten gar keine wettbewerbsfähigen Produkte anbieten können. Ohne ein Mindestmaß an Veredelung der Rohstoffe und die Entwicklung eines produzierenden Gewerbes, dürfte es in Afrika kaum eine industrielle Revolution nach dem Vorbild Asiens geben.
Volker Seitz, Botschafter a.D., Six-Fours-les-Plages, Frankreich
Widerkehrende Debatten
E+Z/D+C 2013/05, S. 178, Hans Dembowski: Wunsch nach Zugehörigkeit
Als langjähriger Leser von E+Z/D+C freue ich mich, Ihnen mitteilen zu können, dass Ihr Text auf Spanisch in der Juni-Ausgabe von Sentido Humano erschienen ist. Diese kleine Zeitschrift der Staatlichen Menschenrechtskommission des mexikanischen Bundesstaates Yucatán erscheint mehrmals pro Jahr. Ich fand Ihren Artikel einfach gut, wenngleich ich nicht ganz mit Ihnen einverstanden bin, denn aus der Perspektive der sogenannten katholischen Soziallehre und noch mehr aus der der Befreiungstheologie gibt es keinen Gegensatz zwischen „übernatürlicher Erlösung“ und „friedlichem Zusammenleben“. Ihr Editorial passt aber ausgezeichnet in die immer wieder aufkommende Debatte über die Rolle von Kirche und Staat – etwa mit Blick auf die von katholischen Bischöfen gewünschte stärkere Beteiligung an Schulerziehung und Massenmedien.
Stefan Krotz, Universidad Autónoma de Yucatán, Mexico